Dank meines stetig wachsenden Depots komme ich der finanziellen Freiheit jeden Tag ein Stückchen näher.
Im Rahmen meiner Bewertungsserie berichte ich regelmäßig, warum es ein Unternehmen in mein Depot geschafft hat und wie sich dessen Aktie heute in meinem Bewertungsmodell schlägt.
Diesmal blicke ich zurück auf meinen Kauf des britisch-niederländischen Öl- und Gasriesen Royal Dutch Shell.
Am 26. August 2015, 16. Dezember 2015 und 22. Juni 2017 hatten wir insgesamt 560 Anteile des britisch-niederländischen Unternehmens Royal Dutch Shell erworben.
Bei einem durchschnittlichen Kurs von €22 ergaben sich seinerzeit Anschaffungskosten von insgesamt 12.318,00 Euro.
Hinzu kamen Nebenkosten von 40,95 Euro für die Orders über XETRA bzw. den Direkthandel der ING-DiBa.
Wer ist Royal Dutch Shell?
Royal Dutch Shell – oder kurz Shell – ist einer der weltweit größten Mineralöl- und Erdgaskonzerne.
Die Geschichte des aus London stammenden Energieunternehmens begann bereits Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Handel von dekorativen Muscheln (englisch: „Shell“).
ISIN | GB00B03MM408 |
Land | Großbritannien |
Sektor | Energie |
Industrie | Öl und Gas |
Mitarbeiter | 84.000 |
Umsatz | 305,2 Mrd. $ |
Marktwert | 112,0 Mrd. € |
Heute ist Shell vom niederländischen Den Haag aus in weltweit mehr als 70 Ländern aktiv.
Das operative Geschäft teilt sich dabei im Wesentlichen auf die 3 Bereiche Upstream (Exploration und Förderung von Erdgas und Erdöl), Downstream (Raffination, Lieferung und Handel mit Rohöl sowie Produktion und Vermarktung von Produkten wie Kraftstoffen, Heizöl und Schmierstoffen) und Integrated Gas (Geschäft mit Flüssiggas und Erneuerbaren Energien) auf.
Der Schiefergasboom in den Vereinigten Staaten hat in den vergangenen Jahren jedoch zu einer kräftigen Verschiebung der globalen Kräfteverhältnisse geführt.
Angesichts ihrer schwindenden Marktmacht sah sich die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) – angeführt von Saudi-Arabien – genötigt, in einen Preiskrieg gegen die amerikanische Schiefergasindustrie zu ziehen.
Der anschließende Ölpreisverfall endete erst Anfang 2016 bei Barrelpreisen von unter $30 und brachte die großen Ölmultis – einschließlich Shell – in arge Bedrängnis.
Doch damit nicht genug. Mitten im Abwärtssog kündigte Shell an, das drittgrößte britische Energieunternehmen BG Group übernehmen zu wollen.
Mit der Übernahme des auf Flüssiggas spezialisierten Unternehmens beabsichtigte man vor allem, sich kurzfristig unabhängiger vom Ölgeschäft zu machen.
Um die $70 Milliarden schwere Transaktion zu stemmen und gleichzeitig die Schwächeperiode am Öl- und Gasmarkt zu überwinden, legte sich Shell einen rigorosen Sparkurs auf.
Hierunter fiel vor allem die Straffung des eigenen Projektportfolios, einschließlich der Veräußerung von Geschäftsanteilen im Wert von $30 Milliarden.
Im Gegenzug sollen künftig vor allem die profitableren Geschäftszweige gestärkt werden.
So sind unter anderem Investitionen in Höhe von jährlich $1 bis $2 Milliarden im Bereich der Erneuerbaren Energien geplant.
Warum Royal Dutch Shell?
Als ich mich im August 2015 erstmalig für den Kauf von Shell-Aktien entschied, war der Preisverfall am Ölmarkt noch im vollen Gange.
Allerdings war der Kurs der Aktie bis dato auch schon binnen Jahresfrist um mehr als 30% eingebrochen und notierte nahe des 5-Jahrestiefs.
Der Kurseinbruch erschien angesichts des um zwei Drittel reduzierten Ölpreises zwar durchaus gerechtfertigt.
Der Kursverfall sorgte jedoch auch dafür, dass die Dividendenrendite auf bis zu 8% anstieg.
Inwiefern diese in einem langjährigen Krisenszenario aufrechterhalten werden würde, wusste seinerzeit natürlich niemand mit Gewissheit vorherzusagen.
Allerdings hatte Shell seine Dividende seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie gekürzt.
Und eben diese Dividendenhistorie gab mir die Sicherheit, um bereits inmitten der Krise eine erste Position zu eröffnen.
Wie hat sich Royal Dutch Shell entwickelt?
Nachdem ich also im August 2015 erstmals Shell-Aktien erworben hatte (160 Stück à €22), stockte ich meine Position im Dezember 2015 (200 Stück à €20) und Juni 2017 (200 Stück à €24) noch zwei weitere Male auf, sodass ich heute über insgesamt 560 Aktien des britisch-niederländischen Öl- und Gaskonzerns verfüge.
Im Hinblick auf den seither eingetretenen Kursverlauf habe ich bei allen drei Käufen natürlich ein glückliches Händchen bewiesen.
So bescherte mir die Steigerung von unserem durchschnittlichen Kaufpreis (€22) auf den heutigen Aktienkurs (€30) bislang ein Plus von 36,4%.
Hinzu kommen Dividendeneinnahmen von bisweilen etwas mehr als €1.600.
Ist Royal Dutch Shell weiterhin ein Kaufkandidat?
Doch wie attraktiv ist die Aktie von Shell heute? Dies muss sich anhand meines Bewertungsmodells zeigen. Also los geht’s!
Wie günstig ist Shell?
Ich halte ein Unternehmen für günstig, wenn das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) niedriger ist, als dessen durchschnittliches KGV (seit 2004).
Im Falle von Shell liegt das aktuelle KGV bei 21,6. Dies ist mehr als es in der Vergangenheit im Durchschnitt mit 13,3 der Fall war.
Die Aktie von Shell ist daher im Augenblick deutlich teurer als üblich.
Im Rahmen meiner Bewertung vergebe ich hierfür 58,9 Minuspunkte.
Wie stark ist Shell?
Ich halte ein Unternehmen für stark, wenn es seinen Gewinn sowohl lang- (seit 2004) als auch mittelfristig (seit 2011) steigern kann.
Im Falle von Shell beträgt die geringere der beiden Wachstumsraten -12,6% p.a.
Das Unternehmen weist somit sowohl mittel- als auch langfristig ein negatives Gewinnwachstum auf.
Shell scheint daher ein recht schwaches Unternehmen zu sein.
Im Rahmen meiner Bewertung vergebe ich hierfür 12,6 Minuspunkte.
Wie robust ist Shell?
Ich halte ein Unternehmen für robust, wenn es seine Gewinne langfristig (seit 2004) kontinuierlich steigern kann.
Im Falle von Shell betrug der maximale Gewinneinbruch 85,6% (Geschäftsjahr 2015).
Im Bewertungszeitraum kam es jedoch zu keiner Verlustsituation.
Shell scheint daher kein sehr robustes Unternehmen zu sein.
Im Rahmen meiner Bewertung vergebe ich hierfür 24,4 Minuspunkte.
Ist Shell derzeit ein Schnäppchen?
Ich halte ein Unternehmen für ein Schnäppchen, wenn dessen langfristige Gewinnentwicklung (seit 2004) das gegenwärtige KGV rechtfertigt.
Im Falle von Shell gestehe ich dem Unternehmen aufgrund seiner Robustheit ein KGV von 8,4 zu.
Dies ist weniger als das aktuelle KGV (21,6).
Die Aktie von Shell scheint daher gegenwärtig überhaupt kein Schnäppchen zu sein.
Im Rahmen meiner Bewertung vergebe ich hierfür 43,6 Minuspunkte.
Jung in Rente-Faktor
Zur Berechnung meiner persönlichen Bewertungskennzahl – dem sogenannten „Jung in Rente“-Faktor (JiR-Faktor) – zähle ich abschließend sämtliche Plus- und Minuspunkte des Unternehmens zusammen.
Im Falle von Shell komme ich so auf einen JiR-Faktor von -139,5 Punkten.
Unternehmen mit einem JiR-Faktor von unter -10 landen dabei nur äußerst selten auf meiner Watchlist, geschweige denn in meinem Depot.
Ab einem JiR-Faktor von -10 qualifiziert sich eine Aktie für die engere Auswahl.
Einen JiR-Faktor von 10 und höher deute ich sodann als Kaufsignal.
Shell kommt mit einem JiR-Faktor von -139,5 somit derzeit nicht für einen weiteren (Nach-)Kauf in Frage.
Dividende
Neben dem JiR-Faktor spielt bei meinen Kaufentscheidungen aber auch die Gewinnausschüttung eine nicht ganz unwesentliche Rolle.
Daher prüfe ich vor jedem Kauf zusätzlich, wie es um Höhe, Stabilität und Wachstum der Dividende bestellt ist.
Shell verfolgte bislang eine sehr anlegerfreundliche Ausschüttungspolitik.
So hat das britisch-niederländische Unternehmen seine Dividende über den gesamten Bewertungszeitraum keinmal gesenkt.
Gegenwärtig schüttet Shell etwa 121% seiner Gewinne aus, was einer Dividendenrendite von 5,2% entspricht.
Fazit
Aufgrund der seinerzeit sehr hohen Dividendenrendite sowie der beeindruckenden Dividendenhistorie hatte ich Royal Dutch Shell seit Mitte 2015 im Rahmen von 3 Käufen zu einem Durchschnittskurs von 22,00 Euro in mein Depot aufgenommen.
Das Risiko trotz des starken Absturzes des Ölpreises in eines der größten Mineralöl- und Erdgasunternehmen der Welt zu investieren, hat sich bislang für mich bezahlt gemacht.
Neben den unrealisierten Buchgewinnen sind hier vor allem die bereits vereinnahmten Dividendeneinkünfte hervorzuheben, über die an mich inzwischen rund 13% der Anschaffungskosten zurückgeflossen sind.
Die Ölpreis-Rally der vergangenen 12 Monate schlägt sich jedoch auch in meinem Bewertungsmodell nieder.
Denn durch den starken Preisanstieg notiert die Shell-Aktie mittlerweile wieder nahe des Allzeithochs (32,50 Euro).
Da sich diese Entwicklung jedoch (noch) nicht vollends auf die Geschäftszahlen des Unternehmens niedergeschlagen hat, erscheint die Aktie derzeit überteuert, sodass für mich im Augenblick ein Nachkauf nicht in Frage kommt.
Danke für deine Aufmerksamkeit und weiterhin viel Erfolg beim Sparen, Investieren und frei sein!
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Hallo David
Royal Dutch Shell ist ein enorm starkes Unternehmen, mich hat immer wieder die Fähigkeit beeindruckt, konsistent derart hohe Cash Flows zu generieren. Ich habe Exxon Mobil, Chevron und RDS im Depot und beobachte diese drei Unternehmen seit Jahren. RDS hat mich vor allem strategisch sehr überzeugt. Bei Chevron hatte ich v.a. während des „oil price crash“ den Eindruck, dass sie sich mit äusserst teuren Projekten etwas übernommen hatten und sich unnötig von Teilen des Raffinerie-& Tankstellen-Geschäft trennten, dies macht(e) CVX sehr „verwundbar“, fällt der Öl-Preis drastisch, sind die Dividenden nicht mehr gesichert. Und ExxonMobil hat aus meiner Sicht zu wenig getan, um die damalige Marktschwäche zum Vorteil zu nutzen und z.B. eine interessante Übernahme zu tätigen oder neue grössere Quellen zu erschliessen.
RDS war von Anfang an ein sehr interessantes Investment und hat sich in sehr schwierigen Zeiten bewährt. Wie ihr, hatte ich einen guten Einstiegskurs (damals 2009 war er um EUR 18) und habe dann die Dividenden „gesammelt“ resp. mehrheitlich reinvestiert (script dividends). 200 Aktien sind so auf über 310 angewachsen, ursprünglich Schweizerfranken 5’000 haben heute einen Marktwert von CHF 11’500 plus mind. 10 % des „Initialinvestments“ als Bardividenden erhalten.
Ich bin gespannt, ob RDS in der nahen Zukunft die Dividenden etwas anheben wird (sie sind doch schon einige Jahre konstant) und eigene Aktien zurückkauft.
Beste Grüsse
Hi FS,
wie immer schön, von dir zu hören. Und besten Dank für deine persönliche Einschätzung zum Thema Investments in der Öl-Industrie.
Ich kann da größtenteils nur zustimmen. Finde Shell hat eine sehr ordentliche Strategie gefunden, um die Öl-Baisse zu überbrücken und sogar gestärkt aus der Krise hervorzukommen.
In Sachen Dividende könnte ich mir ebenfalls gut vorstellen, dass Shell – nachdem das Barrel nun schon wieder fast drei Mal so viel kostet, wie zum Tiefpunkt Ende 2015/Anfang 2016 – die Ausschüttung bald wieder ein wenig anheben dürfte. Das letzte Mal war dies meines Wissens Mitte 2014 der Fall.
Ich hätte jedenfalls mit Sicherheit nichts dagegen. Dies dürfte meine YoC weiter in Richtung 8% treiben.
– David
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