Im Rahmen unserer Bewertungsserie berichte ich regelmäßig, warum es ein Unternehmen auf unsere Watchlist oder gar in unser Depot geschafft hat.
Diesmal blicke ich zurück auf unseren Kauf von CVS Health.
Am 27. Januar 2017 hatten wir 35 Anteile des US-amerikanischen Unternehmens CVS Health erworben. Bei einem Kurs von 72,50 Euro ergaben sich seinerzeit Anschaffungskosten von 2.537,50 Euro. Hinzu kamen Nebenkosten von 9,90 Euro für die Order über den Direkthandel der ING-DiBa.
ISIN | US1266501006 |
Land | USA |
Sektor | Basiskonsumgüter |
Industrie | Haushalts- und Pflegeprodukte |
Mitarbeiter | 246.000 |
Umsatz | 149,6 Mrd. € |
Marktwert | 52,4 Mrd. € |
Wer ist CVS Health?
CVS Health – oder kurz CVS – ist der größte Gesundheitsdienstleister im US-amerikanischen Pharmaziebereich. Die Geschichte der aus Rhode Island stammenden Apotheken- und Drogeriekette begann in den früheren 1960er Jahren mit der Eröffnung der ersten Filiale im US-Bundesstaat Massachusetts.
Nach jahrzehntelanger Expansion und zahlreichen Umstrukturierungen verfügt CVS heute über ein landesweites Filialnetz mit über 9.800 Standorten sowie 1.100 Ambulanzen (Retail/LTC). Darüber hinaus ist das Unternehmen als sogenannter Pharmacy Benefit Manager (PBM) unter anderem dafür verantwortlich, für mehr als 94 Millionen Krankenversicherte die Preise von verschreibungspflichtigen Medikamenten auszuhandeln.
Wie alle Einzelhändler hat auch CVS seit geraumer Zeit mit dem „Amazon-Effekt“ zu kämpfen, da ein Großteil der in den eigenen Filialen angebotenen Produkte wie Drogerieartikel, Haushaltswaren und Nahrungsmittel auch beim Onlineriesen zu haben sind – und dies meist zu deutlich niedrigeren Preisen. Darüber hinaus beabsichtigt Amazon, sich künftig verstärkt im Pharmabereich zu engagieren. So wurde der weltgrößte Versandhändler bisweilen nicht nur für den Großhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zugelassen, sondern hat auch gemeinsam mit Berkshire Hathaway und JP Morgan ein Joint Venture zur „Revolution“ des amerikanischen Gesundheitswesens gegründet, wodurch gerade die margenstarken Geschäftsbereiche von CVS in Gefahr geraten könnten.
Doch CVS steht diesen Entwicklungen nicht tatenlos gegenüber. Um sich gegen die abzeichnende Bedrohung zu wappnen, beabsichtigt das Unternehmen, die vertikale Integration weiter voranzutreiben. Wesentlicher Bestandteil dieser Strategie ist die 2017 bekanntgegebene Übernahme des drittgrößten US-Krankenversicherers Aetna. Die $77 Milliarden schwere Transaktion soll neben jährliche Synergien über $750 Millionen auch neue Wachstumsmöglichkeiten generieren, indem man als erstes Unternehmen das gesamte Spektrum an Gesundheitsdienstleistungen aus einer Hand anbieten kann.
Warum CVS Health?
Als wir uns im Januar 2017 für den Kauf von CVS entschieden, war vom Amazon-Effekt noch nicht wirklich die Rede. Zwar gab es erste Spekulationen über einen eventuellen Einstieg ins Onlinegeschäft mit Arzneimitteln, doch diese hatten sich noch keineswegs konkretisiert. Dennoch befand sich der Kurs der Aktie seinerzeit bereits nahe des 2-Jahrestiefs.
Demgegenüber sprachen die finanziellen Kennzahlen eine ganz andere Sprache. Nicht nur der Gewinn je Aktie konnte seit mehr als 10 Jahren kontinuierlich gesteigert werden, auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 erschien vergleichsweise günstig. Darüber hinaus hatte das Unternehmen seine Dividende seit 2003 jedes Jahr erhöht und dies mit einem durchschnittlichen Dividendenwachstum von 23% pro Jahr.
Wie hat sich CVS Health entwickelt?
Obwohl die Aktie also schon Anfang 2017 verhältnismäßig günstig erschien, kannte der Kurs seither weitestgehend nur eine Richtung: Abwärts. Angesichts der vermeintlichen Bedrohung des unternehmenseigenen Geschäftsmodells durch Amazon ist die CVS-Aktie seither von 72,50 Euro auf zeitweise unter 49,75 Euro gefallen, was einem Abschlag von 31,4% gegenüber unserem damaligen Kaufkurs entspricht. Derzeit notiert der Aktienkurs zwar wieder etwas höher bei 51,65 Euro, dies entspricht aber immer noch einem Minus von 28,8%.
Da es sich bei CVS um ein Unternehmen aus den USA handelt, müssen jedoch auch etwaige Wechselkurseffekte in die Betrachtung einbezogen werden. So hat der US-Dollar gegenüber dem Euro seit unserem Kaufzeitpunkt von 0,935 um 13,4% auf 0,810 abgewertet. Ohne diesen Währungseffekt stände unsere Position also „nur“ mit 17,8% im Minus. Dennoch keine schöne Entwicklung. Und es zeigt, dass auch ein Aktienkauf nahe einem temporären Tief keine Garantie für baldige Kursgewinne ist.
Ist CVS Health weiterhin ein Kaufkandidat?
Doch wie attraktiv ist die Aktie von CVS heute? Dies muss sich anhand unseres Bewertungsmodells zeigen. Also los geht’s!
Wie günstig ist CVS?
Ich halte ein Unternehmen für günstig, wenn das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) niedriger ist, als dessen durchschnittliches KGV (seit 2004). Im Falle von CVS liegt das aktuelle KGV bei 11,1. Dies ist weniger als es in der Vergangenheit im Durchschnitt mit 15,2 der Fall war.
Die Aktie von CVS ist daher im Augenblick deutlich günstiger zu haben als üblich. Im Rahmen unserer Bewertung vergebe ich hierfür 10,6 Pluspunkte.
Wie stark ist CVS?
Ich halte ein Unternehmen für stark, wenn es seinen Gewinn sowohl lang- (seit 2004) als auch mittelfristig (seit 2011) steigern kann. Im Falle von CVS beträgt die geringere der beiden Wachstumsraten 10,9% p.a. Das Unternehmen weist somit sowohl mittel- als auch langfristig ein positives Gewinnwachstum auf.
CVS scheint daher ein überaus starkes Unternehmen zu sein. Im Rahmen unserer Bewertung vergebe ich hierfür 10,9 Pluspunkte.
Wie robust ist CVS?
Ich halte ein Unternehmen für robust, wenn es seine Gewinne langfristig (seit 2004) kontinuierlich steigern kann. Im Falle von CVS betrug der maximale Gewinneinbruch 26,1% (Schätzung für Geschäftsjahr 2018). Im Bewertungszeitraum kam es jedoch zu keiner Verlustsituation.
CVS scheint daher ein ziemlich robustes Unternehmen zu sein. Im Rahmen unserer Bewertung vergebe ich hierfür 2,3 Minuspunkte.
Ist CVS derzeit ein Schnäppchen?
Ich halte ein Unternehmen für ein Schnäppchen, wenn dessen langfristige Gewinnentwicklung (seit 2004) das gegenwärtige KGV rechtfertigt. Im Falle von CVS gestehe ich dem Unternehmen aufgrund seiner Robustheit ein KGV von 15,4 zu. Dies ist mehr als das aktuelle KGV (11,1).
Die Aktie von CVS scheint daher gegenwärtig ein echtes Schnäppchen zu sein. Im Rahmen unserer Bewertung vergebe ich hierfür 4,3 Minuspunkte.
Jung in Rente-Faktor
Zur Berechnung unserer persönlichen Bewertungskennzahl – dem sogenannten „Jung in Rente“-Faktor (JiR-Faktor) – zähle ich abschließend sämtliche Plus- und Minuspunkte des Unternehmens zusammen. Im Falle von CVS komme ich so auf einen JiR-Faktor von +14,9 Punkten.
Unternehmen mit einem JiR-Faktor von unter -10 landen dabei nur äußerst selten auf unserer Watchlist, geschweige denn in unserem Depot. Ab einem JiR-Faktor von -10 qualifiziert sich eine Aktie für die engere Auswahl. Einen JiR-Faktor von 10 und höher deute ich sodann als Kaufsignal.
CVS empfiehlt sich mit einem JiR-Faktor von +14,9 somit dringend für einen (Nach-)Kauf.
Dividende
Neben dem JiR-Faktor spielt bei unseren Kaufentscheidungen aber auch die Gewinnausschüttung eine nicht ganz unwesentliche Rolle. Daher prüfe ich vor jedem Kauf zusätzlich, wie es um Höhe, Stabilität und Wachstum der Dividende bestellt ist.
CVS verfolgte bislang eine überaus anlegerfreundliche Ausschüttungspolitik. So hat das US-amerikanische Unternehmen seine Dividende über den gesamten Bewertungszeitraum hinweg von Jahr zu Jahr erhöht. Gegenwärtig schüttet CVS etwa 31% seiner Gewinne aus, was einer Dividendenrendite von 3,2% entspricht.
Das Unternehmen kündigte jedoch an, die Dividende im Zuge der Aetna-Übernahme vorübergehend einzufrieren und nicht weiter zu erhöhen, bis die durch die Transaktion neu hinzugekommenen Schulden wieder auf ein einigermaßen tragfähiges Niveau reduziert werden konnten.
Fazit
Aufgrund des stabilen Geschäftsmodells, der starken Gewinnentwicklung sowie der anlegerfreundlichen Ausschüttungspolitik hatten wir CVS Health bereits Anfang 2017 zum Kurs von 72,50 Euro in unser Depot aufgenommen.
Zu früh, wie sich herausstellen sollte. Denn die immer konkreter werdenden Spekulationen über eine Amazonisierung des amerikanischen Apotheken- und Drogeriewesens trieben den Aktienkurs zuletzt bis auf ein 4-Jahrestief (50 Euro).
Bislang schlägt sich diese Entwicklung jedoch (noch) nicht auf die Geschäftszahlen des Unternehmens nieder. Dementsprechend positiv schneidet CVS Health derzeit in unserem Bewertungsmodell ab.
Auch perspektivisch sehe ich den Untergang des Unternehmens keineswegs als ausgemacht an. Vielmehr stellt die beabsichtigte Übernahme von Aetna – trotz des hohen Kaufpreises – einen interessanten Ansatz dar, eine nie da gewesene vertikale Integration im amerikanischen Gesundheitswesen zu schaffen.
Aus diesen Gründen glaube ich auch weiterhin an CVS Health und halte trotz des bisherigen Kursabschlags weiter am Unternehmen fest. Sollte der Aktienkurs kurzfristig noch weiter nachgeben, ziehe ich sogar in Erwägung, unsere bestehende Position weiter auszubauen.
Was denkst du CVS Health, den Amazon-Effekt und die geplante Übernahme von Aetna? Lass es mich wissen und schreib einen kurzen Kommentar oder kontaktiere mich auf Facebook oder Twitter!
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Gelungener Artikel würde ich sagen. Deine Entscheidung ist nachvollziehbar und logisch verargumentiert. Gefällt mir. Auch grundsätzlich vom Aufbau und der Struktur.
CVS habe ich ebenfalls auf der Watchlist, aber ich bevorzuge Unternehmen, die regelmäßig die Dividende steigern. Da wird es ja wohl etwas eng die nächsten Jahre bei CVS. Daher würde ich persönlich aktuell den Konkurrenten WBA bevorzugen.
CU Ingo.
Hallo Ingo,
zunächst noch einmal vielen Dank für die Inspiration zu unserer neuen Artikelserie. Und klasse, dass du nun doch so schnell die Zeit gefunden hast, dir unseren ersten Rückblick so zeitnah anzuschauen. Dein Feedback motiviert mich auf jeden Fall, die Serie so bald wie möglich fortzusetzen!
– David
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