Im Rahmen unserer Bewertungsserie berichte ich regelmäßig, warum es ein Unternehmen auf unsere Watchlist oder gar in unser Depot geschafft hat.
Diesmal blicke ich zurück auf unseren Kauf von AT&T.
Am 13. Oktober 2017 hatten wir 135 Anteile des US-amerikanischen Unternehmens AT&T erworben. Bei einem Kurs von 29,93 Euro ergaben sich Anschaffungskosten von 4.040,55 Euro. Hinzu kamen Nebenkosten von 10,10 Euro für die Order über den Direkthandel der ING-DiBa.
ISIN | US00206R1023 |
Land | USA |
Sektor | Telekommunikation |
Industrie | Telekommunikation |
Mitarbeiter | 252.000 |
Umsatz | 191 Mrd. $ |
Marktwert | 200,7 Mrd. € |
Wer ist AT&T?
AT&T ist das größte Telekommunikationsunternehmen der Welt. Die Geschichte des nordamerikanischen Telekommunikationsriesens lässt sich bis ins späte 19. Jahrhundert zurückverfolgen, als Alexander Graham Bell – der Erfinder des modernen Telefons – das Unternehmen 1885 gründete.
Heute ist AT&T vom texanischen Dallas aus vor allem in Nordamerika aktiv. Das operative Geschäft teilt sich dabei auf die 5 Bereiche Consumer Mobility (Mobilfunkdienste), Entertainment Group (Video, Internet, Sprachkommunikation sowie interaktive und zielgerichtete Werbung), Business Solutions (Kommunikationsdienste für Unternehmen), WarnerMedia (Medieninhalte) und International (Mobilfunkdienste und Videoentertainment in Lateinamerika) auf.
Der Telekommunikationssektor befindet sich bereits seit Jahrzehnten im ständigen Wandel. Haben sich die Unternehmen früher ausschließlich um ihre Festnetzleitungen kümmern müssen, sieht sich die Branche heute mit einem ganzen Wust an zu unterhaltenden Netzwerken konfrontiert (Telefon, Kabel, Satellit, Mobilfunk, usw.). Dabei hat AT&T seine eigene Kundenbasis zuletzt durch die Übernahme des US-amerikanischen TV-Satellitenbetreibers DirecTV nochmals massiv erweitert. Ob sich die Kosten für die $67 Milliarden schwere Transaktion jedoch jemals rechnen werden, ist gegenwärtig eher fraglich. Denn immer mehr DirecTV-Kunden wechseln mittlerweile zu Streaming-Anbietern wie Netflix, die ihre Dienste zum Teil deutlich günstiger anbieten.
AT&T sieht dem Kundenschwund jedoch nicht tatenlos zu. Denn um den eigenen Kunden nicht mehr bloß den passende Netzanschluss, sondern auch ein entsprechendes Medienangebot bereitstellen zu können, hat man fast 2 Jahre lang dafür gekämpft, den US-amerikanischen Mediengiganten Time Warner (heute: WarnerMedia) übernehmen zu dürfen. Der $85 Milliarden teure Kauf hebt die Unternehmensschulden zwar auf ein bislang unbekanntes Niveau. Dafür stehen AT&T jedoch absofort die Inhalte von HBO (Game of Thrones), Warner Bros. (Harry Potter), DC Comics (Batman), The CW (Supernatural), CNN (Nachrichten) und vielen mehr zur freien Verfügung. Dies dürfte das Unternehmen künftig wieder deutlich wettbewerbsfähiger machen.
Warum AT&T?
Als wir uns im Oktober 2017 für den Kauf von AT&T-Aktien entschieden, war an der Börse die Unsicherheit über den Ausgang der Time Warner-Übernahme noch massiv zu spüren. So befand sich der Kurs der Aktie seinerzeit auf einem 2-Jahrestief.
Der Kurseinbruch erschien angesichts des vom US-Justizministerium angestoßenen Kartellverfahrens zwar durchaus gerechtfertigt. Der Kursverfall sorgte jedoch auch dafür, dass die Dividendenrendite in Richtung 6% anstieg. Inwiefern diese auch ohne die inzwischen erfolgte Übernahme langfristig hätte aufrechterhalten werden können, weiß natürlich niemand mit Gewissheit vorherzusagen. Allerdings hatte AT&T seine Dividende bis dato seit 33 Jahren stetig gesteigert. Und eben diese Dividendenhistorie gab uns – wie bereits bei unseren Shell-Aktienkäufen – die nötige Sicherheit, um vor der finalen Verkündung des Gerichtsurteils im Juni 2018 eine Position zu eröffnen.
Wie hat sich AT&T entwickelt?
Obwohl die Aktie also schon Ende 2017 verhältnismäßig günstig erschien, hat sich der Kurs seither noch weiter reduziert. Angesichts des gegenwärtigen Wandels im Telekommunikationsgeschäft sowie des immensen Schuldenbergs infolge der oben genannten Unternehmenszukäufe sind AT&T-Aktien seither von 29,93 Euro auf zeitweise 25,79 Euro gefallen, was einem Abschlag von 13,8% gegenüber unserem damaligen Kaufkurs entspricht. Derzeit notiert der Aktienkurs wieder etwas höher bei 27,94 Euro, womit im Augenblick nur noch ein Minus von 6,6% zu Buche steht. Hinzu kommen bisher vereinnahmte Dividendeneinnahmen von knapp 170 Euro.
Ist AT&T weiterhin ein Kaufkandidat?
Doch wie attraktiv ist die Aktie von AT&T heute? Dies muss sich anhand unseres Bewertungsmodells zeigen. Also los geht’s!
Wie günstig ist AT&T?
Ich halte ein Unternehmen für günstig, wenn das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) niedriger ist, als dessen durchschnittliches KGV (seit 2004). Im Falle von AT&T liegt das aktuelle KGV bei 10,9. Dies ist weniger als es in der Vergangenheit im Durchschnitt mit 14,9 der Fall war.
Die Aktie von AT&T ist daher im Augenblick deutlich günstiger als üblich. Im Rahmen unserer Bewertung vergebe ich hierfür 10,9 Pluspunkte.
Wie stark ist AT&T?
Ich halte ein Unternehmen für stark, wenn es seinen Gewinn sowohl lang- (seit 2004) als auch mittelfristig (seit 2011) steigern kann. Im Falle von AT&T beträgt die geringere der beiden Wachstumsraten 2,3% p.a. Das Unternehmen weist somit sowohl mittel- als auch langfristig ein positives Gewinnwachstum auf.
AT&T scheint daher ein recht starkes Unternehmen zu sein. Im Rahmen unserer Bewertung vergebe ich hierfür 2,3 Pluspunkte.
Wie robust ist AT&T?
Ich halte ein Unternehmen für robust, wenn es seine Gewinne langfristig (seit 2004) kontinuierlich steigern kann. Im Falle von AT&T betrug der maximale Gewinneinbruch 100% (Geschäftsjahr 2008). Im Bewertungszeitraum kam es einmalig zu solch einer Verlustsituation.
AT&T scheint daher kein robustes Unternehmen zu sein. Im Rahmen unserer Bewertung vergebe ich hierfür 33,3 Minuspunkte.
Ist AT&T derzeit ein Schnäppchen?
Ich halte ein Unternehmen für ein Schnäppchen, wenn dessen langfristige Gewinnentwicklung (seit 2004) das gegenwärtige KGV rechtfertigt. Im Falle von AT&T gestehe ich dem Unternehmen aufgrund seiner Robustheit ein KGV von 8,0 zu. Dies ist weniger als das aktuelle KGV (10,9).
Die Aktie von AT&T scheint daher gegenwärtig kein echtes Schnäppchen zu sein. Im Rahmen unserer Bewertung vergebe ich hierfür 15,5 Minuspunkte.
Jung in Rente-Faktor
Zur Berechnung unserer persönlichen Bewertungskennzahl – dem sogenannten „Jung in Rente“-Faktor (JiR-Faktor) – zähle ich abschließend sämtliche Plus- und Minuspunkte des Unternehmens zusammen. Im Falle von AT&T komme ich so auf einen JiR-Faktor von 35,6 Minuspunkten.
Unternehmen mit einem JiR-Faktor von unter -10 landen dabei nur äußerst selten auf unserer Watchlist, geschweige denn in unserem Depot. Ab einem JiR-Faktor von -10 qualifiziert sich eine Aktie für die engere Auswahl. Einen JiR-Faktor von 10 und höher deute ich sodann als Kaufsignal.
AT&T kommt mit einem JiR-Faktor von -35,6 somit derzeit also nicht für einen (Nach-)Kauf in Frage.
Dividende
Neben dem JiR-Faktor spielt bei unseren Kaufentscheidungen aber auch die Gewinnausschüttung eine nicht ganz unerhebliche Rolle. Daher prüfe ich vor jedem Kauf, wie es um Höhe, Stabilität und Wachstum der Dividende bestellt ist.
AT&T verfolgte bislang eine äußerst anlegerfreundliche Ausschüttungspolitik. So hat das US-amerikanische Unternehmen seine Dividende über den gesamten Bewertungszeitraum von Jahr zu Jahr erhöht. Genau genommen reicht die positive Dividendenhistorie sogar bereits bis ins Jahr 1984 zurück. Gegenwärtig schüttet AT&T etwa 67% seiner Gewinne aus, was einer Dividendenrendite von 6,3% entspricht.
Fazit
Aufgrund der bereits seinerzeit hohen Dividendenrendite sowie der beeindruckenden Dividendenhistorie hatten wir AT&T Ende 2017 zum Kurs von 29,93 Euro in unser Depot aufgenommen.
Etwas zu früh, wie sich später herausstellte. Denn trotz der geglückten Übernahme des Time Warner-Konzerns wurde der Aktienkurs zeitweise bis auf ein 4-Jahrestief (26 Euro) gedrückt. Dies dürfte insbesondere am massiv gestiegenen Schuldenberg liegen.
Dennoch sehe ich AT&T nicht mit unlösbaren Herausforderungen konfrontiert. Natürlich benötigt das Unternehmen nun zunächst einmal ein wenig Zeit, um die angehäuften Verbindlichkeiten nach und nach abzubauen. Allerdings stellt der Kauf von Time Warner – trotz des hohen Kaufpreises – einen äußerst vielversprechenden Ansatz dar, eine nie da gewesene vertikale Integration im amerikanischen Telekommunikations- und Medienbereich zu erreichen. Die teuer erkaufte Wettbewerbsposition sucht daher gegenwärtig ihresgleichen.
Aus diesen Gründen glaube ich auch weiterhin an AT&T und halte trotz des geringfügigen Kursabschlags weiter am Unternehmen fest. Sollte der Aktienkurs kurzfristig deutlich nachgeben, ziehe ich gegebenenfalls sogar in Erwägung, unsere bestehende Position weiter auszubauen.
Wie beurteilst du den Telekommunikationsbereich und AT&T im Speziellen? Lass es mich wissen und schreib einen kurzen Kommentar oder kontaktiere mich auf Facebook oder Twitter!
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Hi David,
Schöner Bericht über AT&T. Ich starte nächste Woche ein Sparplan über 50€ . Ich glaube an das Unternehmen und werde die Aktie viele Jahre halten, und mich an der Dividende erfreuen.
Herzlich willkommen Matthias und vielen Dank für deinen Kommentar! Es freut mich natürlich sehr zu hören, dass dir mein Beitrag zu AT&T weitergeholfen hat.
Trotz der gerade nicht ganz so erfreulichen Quartalsberichterstattung bin ich auch weiterhin von meinem Investment überzeugt. Aufgrund des gesunkenen Aktienkurses ziehe ich derzeit sogar in Erwägung, meine Position noch weiter zu erhöhen. Schließlich liegt die Dividendenrendite von AT&T ja bald schon bei 7%!
– David
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Habe at+t Aktien zum Kurs 23,40 (500 STK) gekauft und werde die Aktien voraussichtlich langfristig halten (10 Jahre) danke für deinen Blog sehe mich gerade um für neue Inspirationen hast du einen Tipp für Energie oder Pharma? LG Peter
Moin Peter,
Willkommen auf meinem Blog! Schön, dass du dich gleich aktiv einbringst 🙂
In der Tat hast du bei AT&T offensichtlich nicht den schlechtesten Einstiegszeitpunkt erwischt. Die Größenordnung deiner Position wäre zwar nichts für mich, aber das kommt ja auch immer auf die eigene Gesamtdepotgröße an.
Im Energiesektor bin ich seit vielen Jahren Aktionär von Southern Co. Aktuell konzentriere ich mich in diesem Sektor aber eher auf die Erneuerbaren Energien-Spezialisten wie Encavis.
Im Pharmabereich bin ich bislang nicht ganz so breit aufgestellt. Mir persönlich gefällt aber nach wie vor der dänische Insulin-Spezialist Novo Nordisk sehr gut!
Lieben Gruß
David