Im Investor Stories Podcast präsentieren Daniel Wagner und ich interessierten Hörern regelmäßig Investmentideen zu spannenden Unternehmen.
Bei der Aktie des Monats liegt unser Fokus auf ausführlichen Hintergrundinformationen und einer detaillierten Analyse des Geschäftsmodells.
In unserer dritten gemeinsamen Episode nach BMW und Fresenius haben wir uns diesmal für die klare Nummer Eins unter den Unterhaltungs- und Medienunternehmenden entschieden: Walt Disney.
Einleitung
Die Walt Disney Company ist das weltweit führende Unterhaltungs- und Medienunternehmen.
Das größte Asset ist dabei der reichhaltige Schatz an Inhalten wie Filme, Serien sowie insbesondere die daraus bekannten Charaktere wie Mickey Mouse, Donald Duck & Co.
Früher konzentrierte sich Disney auf die Produktion dieser Inhalte, während die Vermarktung an den Endkunden größtenteils anderen Unternehmen überlassen worden ist.
Letztes Jahr hat das Unternehmen jedoch einen Strategieschwenk vollzogen und ist mit einer eigenen Plattform – namentlich Disney+ – ins Streaming-Geschäft eingestiegen, um den Platzhirschen wie Netflix Konkurrenz zu machen. Dieser Schritt ist aber äußerst kostspielig.
Die hohen Entwicklungs- und Anlaufkosten sollten dabei eigentlich durch den gigantischen Cash Flow aus dem Bestandsgeschäft gedeckt werden.
Doch dann schlug die COVID-19-Pandemie zu und Walt Disney musste infolge der weltweiten Lock-Downs einen Großteil der hochprofitablen Geschäftsaktivitäten einstellen.
Dies machte sich auch am Aktienkurs bemerkbar.
Das Unternehmensporträt zu Walt Disney
Historie
Walt Disney wurde 1923 vom gleichnamigen Unternehmensgründer gegründet.
Nach ersten Erfolgen im Stummfilmgeschäft schaffte das Unternehmen Ende der 1920er mit der bis heute äußerst beliebten Zeichentrickfigur Mickey Mouse den Durchbruch.
Der erste Zeichentrick-Blockbuster ließ aber noch bis 1937 auf sich warten. Doch mit Schneewittchen sorgte Walt Disney für den ersten wahren Kassenschlager und ein Einspielergebnis von umgerechnet $1,7 Milliarden!
Seither folgten unzählige weitere Klassiker – angefangen von Dumbo, Bambi und Pinocchio über Robin Hood und das Dschungelbuch bis zu Arielle, die Schöne und das Biest, der König der Löwen sowie nicht zuletzt Frozen.
In den 1950er Jahren erfolgte dann der Einstieg in den Betrieb von Vergnügungsparks: Auf Disneyland folgte Disney World und die internationale Expansion nach Europa und Asien.
Ab den 1980er Jahren weitete man dann das Merchandising immer weiter aus und brachte nicht nur den Disney-TV-Kanal an den Start, sondern auch eigene Disney-Stores.
Gegen Ende der 1990er Jahre erfolgte dann der Einstieg in die Kreuzschifffahrt und die erste Disney Cruise Line ging vom Anker.
Ab Anfang der 2000er Jahre schaltete Walt Disney dann in den bis heute aktiven Akquisitionsmodus und ergänzte seine Bibliothek gezielt um Dauerrenner wie Pixar, Marvel und Lucasfilm.
Konzernstruktur
Walt Disney ist ein global operierender Medienkonzern, der weltweit über 200.000 Menschen beschäftigt.
Das operative Geschäft verteilt sich dabei auf 4 operativ tätige Unternehmensbereiche:
- Media Networks
- Disney Parks, Experiences and Products
- Studio Entertainment
- Direct-to-Consumer and International
Unternehmensbereiche
Media Networks
- TV-Sender wie Walt Disney, ABC, National Geographic und ESPN
- 37% vom Umsatz und 50% vom Ergebnis des Konzerns
Disney Parks, Experiences and Products
- Freizeitparks und Kreuzfahrtlinie
- 35% vom Umsatz und 45% vom Ergebnis des Konzerns
Studio Entertainment
- Produktion und Vertrieb von Filmen mit Tochterunternehmen Walt Disney Pictures, Twentieth Century Fox, Marvel, Pixar und Lucasfilm
- 15% vom Umsatz und 17% vom Ergebnis des Konzerns
Direct-to-Consumer and International
- internationale Versionen der TV-Sender und Streamingdienste Disney+, Hulu und ESPN+
- 13% vom Umsatz und -12% vom Ergebnis des Konzerns
Management
Walt Disney verfügt über ein 10-köpfigen Board of Directors, das sich aus 6 Männern und 4 Frauen zusammensetzt.
Anfang 2020 fand hier der erste CEO-Wechsel seit über 15 Jahren statt.
So übergab der alte CEO Robert Iger (jetzt Executice Chairman) den Staffelstab an den neuen CEO Bob Chapek.
Dieser ist bei Disney bereits seit vielen Jahren ein bekanntes Gesicht und agierte zuvor als Chairman of Disney Parks, Experiences and Products.
Anteilseigner
Walt Disney verfügt über keine Ankerinvestoren.
Stattdessen befinden sich alle Anteile im Streubesitz.
Die größten Anteilseigner sind die großen Indexfonds- und ETF-Anbieter Vanguard (7,6%), BlackRock (6,3%) und State Street (4,1%).
Darüber hinaus ist bemerkenswert, dass viele Disney-Führungskräfte über teils erhebliche Aktienbestände verfügen.
Konkurrenten
Da das Geschäft von Walt Disney extrem diversifiziert ist, gibt es kein Unternehmen, das als klassischer Konkurrent durchgeht.
Stattdessen hat es Disney in jedem Geschäftszweig mit unterschiedlichen Wettbewerbern zu tun.
Media Networks
- US-TV-Netzwerke wie NBC, CBS und FOX
- PayTV-Sender wie HBO
Disney Parks, Experiences and Products
- lokale Vergnügungsparks
- Hotel-/Ressortbetreiber
- Kreuzfahrtgesellschaften
Studio Entertainment
- Universal Pictures (Comcast)
- Paramount Pictures (Viacom)
- Warner Bros. (AT&T)
- Columbia/Tri Star Pictures (Sony)
Direct-to-Consumer and International
- Netflix
- Amazon
- ausländische Medienkonzerne
Wettbewerbsvorteile
Walt Disney verfügt über zwei wesentliche Alleinstellungsmerkmale.
Zum einen verfügt das Unternehmen über einen riesigen Schatz an Inhalten (Filme, Serien, Charaktere) und baut diesen kontinuierlich weiter aus.
Zum anderen weist das Unternehmen eine extrem breite Diversifikation auf. Dies hilft gerade in Krisenzeiten, wegbrechende Geschäftsbereiche temporär subventionieren zu können.
Der Markt von Walt Disney
Herausforderungen
- COVID-19: Die globale Epidemie sorgt für geschlossene Vergnügungsparks und leere Kinosäle.
- Auf-/Ausbau Streamingdienst: Entwicklung und Roll-out des Streamportals verschlingen Unsummen, die aktuell nicht wie geplant ohne weiteres durch das Bestandsgeschäft beglichen werden können.
- Sportsparte: Der sowieso schon schwächelnde Sportsender ESPN leidet infolge unzähliger ausgefallener Sport-Events (Olympia, Tour de France, etc.) besonders unter der aktuellen Krise.
Chancen
- „Cut the middleman“: Während man früher die Vermarktung an den Endkunden anderen überließ, will sich das Unternehmen nun mit Disney+ ein Stück vom Kuchen zurückholen.
- Geschäftserweiterung: Dank dem neuen Streaming-Angebot könnte Disney zurück auf den Wachstumspfad kehren und damit auch bewertungstechnisch in neue Regionen vordringen.
Die Kennzahlen von Walt Disney
Ausgangslage
2018 und 2019 waren die bislang erfolgreichsten Geschäftsjahre für Walt Disney.
Allerdings hat zuletzt nicht nur der Auf- und Ausbau von Disney+ viel Geld verschlungen, auch die temporären Auswirkungen der Corona-bedingten Lock Downs sind extrem.
So ist der Unternehmensgewinn im 1. Quartal 2020 gleich um 90% eingebrochen.
Bilanz
Walt Disney verfügt mit einer Eigenkapitalquote von etwas mehr als 50% über eine solide Bilanz.
Allerdings hat die akquisitionsbasierte Strategie der letzten Jahre für einen sehr hohen Goodwill gesorgt. Dieser liegt inzwischen bei über $80 Mrd. und macht damit fast 40% der gesamten Bilanz des Medienriesens aus.
Zudem hat auch die Schuldenquote deutlich zugenommen. Allein in den letzten 5 Jahren ist diese von 30% auf 50% gewachsen.
Zwar verfügt Disney nach wie vor über ein sehr gutes Kreditrating. Erst im April 2020 hat die Ratingagentur S&P das Unternehmen angesichts der Corona-bedingten Herausforderungen jedoch um eine Stufe heruntergestuft.
Liquiditätsengpässe dürften jedoch nicht zu erwarten sein. Denn hier hat das Finanzmanagement Anfang des Jahres vorgesorgt und die Cashquote von 3% auf 7% der Bilanzsumme erhöht.
Gewinn- und Verlustrechnung
Walt Disney ist es in den vergangenen 10 Jahren gelungen, den Konzernumsatz zu verdoppeln.
Das EBIT konnte im gleichen Zeitraum sogar verdreifacht werden.
Einzig der Free Cash Flow ist derzeit angesichts der Streaming-Aufwendungen und Corona-Herausforderungen unter Druck.
Rentabilität
Walt Disney konnte seit 2014 eine EBIT-Marge von circa 25% erzielen.
Doch der Auf- und Ausbau von Disney+ drückten die Profitabilität bereits 2019 auf „nur“ noch 20%.
Die EBIT-Marge könnte dabei in den Folgejahren sogar noch weiter auf bis zu 15% sinken.
Die Dividende von Walt Disney
Walt Disney verfolgt keine offizielle Dividendenpolitik.
Bislang zahlte man eine halbjährliche Dividende in Höhe $0,88 aus.
Inzwischen wurde die Ausschüttung jedoch bis auf weiteres ausgesetzt, um die Barreserven des Unternehmens zu schonen.
Fazit
Walt Disney ist die absolute Nummer Eins unter den globalen Medien- und Unterhaltungskonzernen und extrem diversifiziert.
Nachdem man in der Vergangenheit die Vermarktung der eigenen Inhalte an den Endkunden anderen überlassen hat, vermarktet man diese künftig über seine neuen Streaming-Plattformen Disney+, Hulu und ESPN+ selbst.
Im direkten Vergleich zum Platzhirsch Netflix wirkt die Disney-Aktie geradezu günstig.
Schließlich ist Walt Disney ($220 Mrd.) an der Börse aktuell gerade einmal rund $30 Mrd. mehr wert als Netflix ($190 Mrd).
Dabei bekommt man bei Disney ja nicht nur das Studio-, Vertriebs- und Streaming-Geschäft, sondern auch jede Menge Freizeitparks, Ressorts und Kreuzfahrtschiffe sowie eine riesige Fangemeinde oben drauf.
Danke für deine Aufmerksamkeit und weiterhin viel Erfolg beim Sparen, Investieren und frei sein!
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Hi David
Gute Analyse.
Disney hat momentan viele Bälle in der Luft zu jonglieren, von der Integration einer riesigen Akquisition (Fox), rollout Disney + und natürlich das Durchstehen der Pandemie (Lockdowns, wegbrechende Nachfrage etc).
Es ist aus meiner Sicht absehbar, dass Disney das Ganze meistern wird, aber Schleifspuren in der Bilanz werden bleiben und eine steigende Dividende steht zwei Jahre lang wohl eher nicht zur Debatte.
Ich kaufte Disney Aktien vor ein paar Jahren, glaub zu USD 80, damals war man sehr negativ, weil die Subscriptions von ESPN nicht mehr wuchsen. Gewinne stiegen und der Kurs stagnierte resp war fallend. Das war ein interessanter Einstiegszeitpunkt. Gegenwärtig ist das weniger der Fall, das Unternehmen ist geschwächt, der Kurs widerspiegelt das aber kaum.
Disney ist für mich ein Buy and forever Hold Titel. Aus meiner Sicht gibt es aber gegenwärtig interessantere Chancen/Risikoprofile (Facebook, Alphabet, Heineken etc.).
Viele Grüsse
Moin FS,
ich gebe dir mit deiner Einschätzung völlig recht!
Aktuell sieht die Lage für Disney wirklich nicht rosig aus. Aber auch ich bin mir sicher, dass sich das Unternehmen hiervon langfristig erholen wird und mit Bestandsgeschäft & Disney+ künftig in neue Höhe schwingen wird.
Die Frage ist halt nur, wie lange uns der Corona-Virus und dessen Folgen noch begleiten werden.
Die Dividende ist mir im Falle Disneys dabei ausnahmsweise einmal ziemlich egal – vor allem, da sie sowieso nie besonders hoch war. Hier hat das Management des Unternehmens meines Erachtens nach völlig richtig (obgleich sehr vorsichtig) gehandelt.
Ich bin jedenfalls gespannt wie es mit Disney weitergeht – besonders was das nächste Update zu den Disney+ Abonnenten anbetrifft!
Lieben Gruß
David
Hallo David,
guter Beitrag. Ich sehe es ziemlich genauso. Für mich ist Disney der größte und ich sehe es ja auch bei meinen Kindern. Vom Content, kann kein anderes Medienunternehmen Disney das Wasser reichen. Das ist aus meiner Sicht auch nicht einzuholen und somit bildet allein die Content-Bibliothek von Disney für mich einen absoluten Burggraben. Die Abo-Zahlen von Disney+ haben alle Erwartungen übertroffen und ich denke auch das Resort und Park Geschäft wird wieder laufen, sobald man die Pandemie im Griff hat.
VG Dirk