Als Spezialist für politische Risiken im Ausland setze ich mich von Berufs wegen tagtäglich mit Investitionen in den Frontier Markets auseinander.
Umso mehr wurmte es mich, dass ich lange Zeit keine Möglichkeit fand, um selbst in jenen Ländern zu investieren, deren Entwicklung sich noch eine Stufe unterhalb der Emerging Markets befindet.
Doch dank der deutschen Crowdfunding-Plattform ecoligo habe ich endlich einen Zugang gefunden, um auch am Wachstumspotenzial von Ländern wie Costa Rica, Ghana oder Vietnam zu partizipieren.
Im Zuge dessen habe ich den vergangenen 2 Jahren bereits
- ausführlich über meine Erfahrungen mit ecoligo berichtet,
- ein erstes Interview mit dem CEO von ecoligo geführt,
- über den Markteintritt in Vietnam und Thailand informiert sowie
- einen Großteil der angebotenen Erneuerbare Energien-Projekte vorgestellt.
Da sich bei ecoligo jedoch stetig etwas tut, freue ich mich riesig, dass Geschäftsführer Martin Baart erneut mein Angebot angenommen hat und mir für ein Folgeinterview Rede and Antwort steht.
Viel Spaß also beim nächsten Interview auf Jung in Rente!
Interview mit ecoligo
Moin Martin, vielen Dank, dass du dir nach unserem letzten Interview Ende 2019 erneut Zeit für mich und meine Leser nimmst. Du und dein Team könnt Euch im Jahresendspurt sicherlich nicht über zu wenig Arbeit beklagen und ich habe einen vollen Fragenkatalog mitgebracht: Also lass uns keine Zeit verlieren und gleich ins Interview einsteigen!
COVID-19
Welche Auswirkungen hat COVID-19 auf Euer Geschäft – also sowohl auf die Einwerbung neuer Finanzierungsmittel im Rahmen des Crowdfundings als auch mit Blick auf die Akquise neuer Projekte?
Zu Beginn der Krise haben wir zunächst bewusst ein sehr drastisches Worst-Case-Szenario modelliert, welches vorsah, dass für die nächsten 18 Monate
- alle Kunden nicht mehr zahlen könnten,
- alle Anleger ihre Investitionen einstellen würden und
- keine neuen Projekte mehr akquiriert werden könnten.
Auf diese Weise wollten wir sicherstellen, dass wir letztlich auf alle Eventualitäten vorbereitet wären.
Wenn wir nun aber in den Dezember 2020 vorspulen, sieht die Welt für uns zum Glück deutlich positiver aus:
- Viele Menschen machen sich infolge der aktuellen Krise noch mehr Gedanken darüber, wie es künftig mit der Welt weitergehen soll. Dies wirkt sich nicht nur auf das Konsumverhalten aus, sondern lässt sich auch anhand deren finanzieller Entscheidungen beobachten. So wollen immer mehr Anleger mit ihrem Geld nicht bloß eine Rendite verdienen, sondern auch aktiv etwas bewirken. Dies dürfte eine Erklärung dafür sein, warum das über ecoligo eingeworbene Kapital seit Jahresbeginn von €3,5 Mio. auf mittlerweile über €8,6 Mio. angestiegen ist.
- Da wir in unseren Zielländern bereits vor der Krise fast ausschließlich auf lokale Mitarbeiter setzten, konnten wir trotz der weitreichenden Reisebeschränkungen vielerorts weiterhin sowohl unsere bestehenden Kundenbeziehungen pflegen als auch neue Abnehmer hinzugewinnen. So ist die Anzahl unserer Projekte seit Anfang 2020 von 30 auf über 70 angewachsen.
- Aufgrund fehlender Umsätze sind dieses Jahr bei vielen Unternehmen die operativen Kosten noch stärker in den Fokus gerückt. Da wir es mit unseren Lösungen ermöglichen, die Energiekosten um 20-30% zu reduzieren, haben wir vielen Firmen dabei helfen können, ihre Umsatzausfälle zu kompensieren und so auf Kurzarbeit oder gar Entlassungen zu verzichten.
Nach den anfänglich erwarteten Horrorszenarien hat sich unser Geschäftsmodell im Jahresverlauf also als sehr robust erwiesen, wobei sich die weiteren Geschäftsaussichten sogar eher verbessert als verschlechtert haben dürften.
Hat COVID-19 denn zu Kreditausfällen bei Euren Kunden gesorgt?
Nein, wir hatten zum Glück noch nie – weder vor noch während der aktuellen Krise – einen Projektausfall zu beklagen!
Tatsächlich gab es dieses Jahr auch nur ein einziges Projekt, welches letztlich nicht realisiert werden konnte. Hierbei handelte es sich um eine Solar- und LED-Lösung für eine Universität in Costa Rica, die in der Krise eines ihrer Gebäude an ihre finanzierende Bank verloren hatte.
Wir hatten zum Glück noch nie einen Projektausfall zu beklagen.
Martin Baart, CEO von ecoligo
Da wir jedoch stets im Besitz aller Anlagen bleiben und im vorliegenden Fall auch die Installationsarbeiten noch nicht begonnen hatten, war es uns möglich, die entsprechenden Komponenten weiterzuverkaufen und unseren Crowdinvestoren ihre Anlagebeträge samt bis zum Kündigungsdatum angefallener Zinsen inklusive einer Vorfälligkeitsentschädigung zurückzuzahlen.
Angesichts der wirtschaftlichen Folgen von COVID-19 haben wir jedoch allen unserer Kunden proaktiv angeboten, sie im Falle etwaiger Schwierigkeiten, beispielsweise in Form von Zahlungsstundungen, zu unterstützen, falls dies erforderlich werden sollte.
Auf unser Angebot sind im Jahresverlauf letztlich rund 20% unserer Vertragspartner zurückgekommen – wobei es sich hier mehrheitlich um Tourismuskunden aus Costa Rica handelte, denen weltweite Reisebeschränkungen, Flugverbote und Hotelschließungen natürlich mehr zu schaffen machten als z.B. unseren Industriekunden in Vietnam, wo die Pandemie gut und schnell in den Griff bekommen wurde. Fast alle der betroffenen Kunden sind in der Zwischenzeit jedoch wieder in der Lage, ihre monatlichen Rechnungen zu begleichen, was uns darin bestätigt, dass das Anbieten von Zahlungsstundungen der richtige Schritt war.
ecoligo
Seid ihr als Unternehmen selbst auf eine externe Finanzierung angewiesen?
2021 könnte ecoligo Cashflow-positiv sein, was bedeutet, dass unsere Einnahmen unsere operativen Kosten decken würden und wir nicht auf eine externe Finanzierung angewiesen wären. Wir haben uns jedoch gerade bewusst dagegen entschieden, es so zu machen. Stattdessen sind wir aktuell dabei, €10 Mio. an frischem Wachstumskapital einzusammeln.
Warum macht ecoligo das? Weil wir in den Märkten sehr viel mehr Bedarf sehen und viele Projektanfragen erhalten, denen wir bislang nicht gerecht werden können, weil wir nicht über genügend Ressourcen verfügen. So bleibt leider sehr viel Potenzial unrealisiert.
2021 könnte ecoligo Cashflow-positiv sein.
Martin Baart, CEO von ecoligo
Mithilfe von weiterem Wachstumskapital wird es uns jedoch künftig möglich sein, sehr schnell, das heißt innerhalb von 1-2 Jahren, 6 weitere Länder zu betreten und unsere bestehenden Märkte weiter auszubauen, um so mehr vom vorhandenen Potenzial zu realisieren.
Zudem liegt uns bekanntermaßen die Erreichung der globalen Klimaziele sehr am Herzen – insbesondere da dies genau unser Impact ist. Wichtig ist jedoch, dass dieser Impact möglichst schnell erzielt wird, damit der Klimawandel begrenzt werden kann. Vor diesem Hintergrund ermöglicht uns zusätzliches Wachstumskapital einfach eine deutliche Beschleunigung unseres geplanten Beitrags.
Welche Art von Geldgebern gehört zu Euren Financiers?
Da wären natürlich zuallererst einmal Markus (Red.: gemeint ist ecoligo Co-Founder und CFO Markus Schwaninger) und ich.
Dann verfügen wir über eine Gruppe von 7 Business Angels, die größtenteils aus führenden Positionen der Energiewirtschaft stammen und bei uns als private Investoren und Ideengeber mit an Bord sind. Zudem haben wir mit EIT InnoEnergy SE auch einen europäischen Kapitalgeber mit an Bord, welcher uns vor allem in der Frühphase gefördert hat. In 2019 konnten wir darüber hinaus Saxovent – Smart Eco Investments als Finanzierer über €2,5 Mio. gewinnen.
Für die aktuelle Finanzierungsrunde umfasst unsere Liste etwa 150 potenzielle Investoren, von denen 10-15 zu unseren persönlichen Favoriten zählen. Hierbei handelt es sich vor allem um solche Investoren, deren gesamtes Portfolio auf unseren Werten wie Klima, Impact, Emerging Markets und bestenfalls Solar oder FinTech basiert.
Könnt ihr nicht auch von öffentlichen Fördermitteln profitieren – z.B. vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)?
Es gibt tatsächlich 2-3 Fördertöpfe, die wir bereits genutzt haben. Hierzu zählt beispielsweise das Renewable-Energy-Solutions-Programm (RES) der Deutschen Energie-Agentur (DENA), welches vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie finanziert wird. Dieses unterstützt uns insbesondere bei Pilotprojekten in neuen Ländern bzw. im Zusammenhang mit der Einführung neuer Technologien sowie dazugehörigen Marketingmaßnahmen.
Ansonsten muss man festhalten, dass der Aufwand, um an öffentliche Gelder zu gelangen, meist immens ist und oftmals auch in keinem Verhältnis zu dem zur Verfügung stehenden Finanzierungsvolumen steht.
Die meisten Fördermittel sind darauf ausgelegt, unwirtschaftliche Projekte zu finanzieren, damit diese trotzdem umgesetzt werden können. Bei uns sind jedoch alle Projekte wirtschaftlich, was ja ein Fundament unserer Arbeit ist. Daher lassen sich Fördermittel bei uns meist nur einbinden, wenn wir beispielsweise eine neue Technologie einsetzen, die sonst noch nicht wirtschaftlich wäre, wie es beispielsweise bei unserem Projekt mit der schwimmenden Solaranlage in Kenia der Fall ist. Hier haben wir eine Förderung, ohne die das Projekt nicht wirtschaftlich wäre.
Wie groß ist Euer Team inzwischen?
Aktuell umfasst unser Team insgesamt 25 Mitarbeiter inklusive uns beiden Gründern – davon sind 12 in Berlin und 13 an unseren ausländischen Standorten stationiert.
In 2021 wollen wir dank der bereits erwähnten Wachstumsfinanzierung unsere Mannschaftsstärke nahezu verdoppeln und auch anschließend 10-15 neue Mitarbeiter pro Jahr einstellen.
In 2021 wollen wir unsere Mannschaftsstärke nahezu verdoppeln.
Martin Baart, CEO von ecoligo
Fokussieren wollen wir uns dabei auf den Ausbau der lokalen Teams in unseren Zielländern. Bislang waren dort ja meist nur 1-2 Leute beschäftigt. Dies soll sich nun schnellstmöglich ändern, um dem Bedarf vor Ort gerecht werden zu können.
Für uns ist dabei besonders wichtig, nachhaltige Jobs zu schaffen, die lokalen Arbeitskräften zugutekommen. Allerdings gestaltet sich die Suche nach geeigneten Mitarbeitern gar nicht so einfach. Dies liegt nicht an deren mangelnder Qualifikation, sondern vielmehr an der unterschiedlichen Arbeitskultur. Denn während wir unseren Mitarbeitern sehr viel Freiraum gewähren und auf eigenverantwortliches Handeln setzen, erwarten viele potenzielle Jobkandidaten vor Ort klare Anweisungen von oben, welche Aufgaben konkret abzuarbeiten sind. Hier ist für alle beteiligten Parteien eine steile Lernkurve vonnöten und das schließt explizit uns als Gründer und Manager mit ein.
Projekte
Wie viele Projekte wurden bislang auf der Crowdfunding-Plattform ecoligo angeboten bzw. finanziert?
Seit unserem Start in 2017 haben 56 Projekte den Weg auf ecoligo geschafft. Davon sind inzwischen 51 vollfinanziert worden, 5 weitere befinden sich aktuell im Fundraising*.
Wie viel Strom produzieren bzw. wie viel CO2 vermeiden Eure Projekte inzwischen?
Inzwischen sind wir weltweit bei knapp 25 Megawatt (MW) angekommen, die vertraglich unterschrieben sind, wovon aktuell 12 MW bereits installiert sind. Dabei sparen unsere Projekte über ihre in der Regel 20-jährige Lebensdauer insgesamt 330.000 Tonnen CO2 ein. Dies sind Größenordnungen, die wir uns zuvor nicht hätten erträumen können!
Trotzdem wollen wir weiter stark wachsen. Unser sehr ambitioniertes Ziel lautet inzwischen, 1 Gigawatt bis 2025 installiert zu haben, was einer CO2-Ersparnis von 15 Mio. Tonnen entspräche.
Unser sehr ambitioniertes Ziel lautet inzwischen, 1 Gigawatt bis 2025 installiert zu haben.
Martin Baart, CEO von ecoligo
Wie akquiriert ihr neue Projekte?
Eigentlich verfolgen wir 3 große Vertriebskanäle:
- B2B: Unsere lokalen Teams recherchieren z.B. Industriegebiete, Farmen und Hotels, betreiben Desktop Research und gehen dann proaktiv auf potenzielle Kunden zu.
- Werbung/Mund-zu-Mund: Potenzielle Kunden kommen direkt auf unsere lokalen Teams zu, da sie seitens befreundeter Unternehmen bzw. Mitbewerbern von unserem Angebot erfahren haben oder unsere Werbung wahrgenommen haben. Zum Beispiel schalten wir aktuell Reklame auf Billboards entlang kenianischer Highways.
- Lokale Partner: Da wir vor Ort stets mit diversen EPC-Unternehmen kooperieren, die ihren Kunden unsere Finanzierungslösungen anbieten, können wir neben unserem eigenen Sales-Personal auch auf die Vertriebsteams unserer lokalen Partner zurückgreifen.
Wie ist das Wettbewerbsumfeld?
Einen Konkurrenten, der das gleiche Geschäftsmodell verfolgt – d.h. Energieversorger und Initiator einer Crowdfunding-Plattform ist -, gibt es meines Wissens nach nicht.
Zwar existieren noch einige andere Crowdfunding-Plattformen wie z.B. bettervest. Diese agieren jedoch anders als wir nicht als Projektinhaber, sondern nur als Kapitalsammelstelle und haben als Geschäftsmodell die Provisionsgebühr auf vermitteltes Kapital.
Natürlich gibt es noch viele weitere Energieversorger. Doch diese müssen sich ihr Kapital meist von Dritten – wie z.B. bettervest oder privatwirtschaftliche Banken – besorgen. Dies birgt jedoch den großen Nachteil, dass eine hohe Kommission für das Fundraising fällig wird und somit die Kapitalkosten höher ausfallen als bei uns oder langwierige Prozesse mit sich bringt, da Banken bekanntlich ja nicht die schnellsten Akteure sind.
Ein derartiger Wettbewerb ist für uns aber auch vollkommen in Ordnung, da der Markt groß genug ist und stetig wächst.
Martin Baart, CEO von ecoligo
Dennoch sehen wir bei den meisten Projekten 1-2 Konkurrenten, die sich ebenfalls um den jeweiligen Auftrag bemühen. Ein derartiger Wettbewerb ist für uns aber auch vollkommen in Ordnung, da der Markt groß genug ist und stetig wächst. Wir befürworten Konkurrenz, hilft es doch aufzuzeigen, dass das Marktpotenzial vorhanden ist und Kunden schneller von einer Solarlösung generell zu überzeugen und letztendlich mehr Solarprojekte gebaut werden können, die letztlich unserem großen Ziel behilflich sind: Mehr Impact und weniger CO2-Emissionen!
Sind Projekte bereits an der Funding-Schwelle gescheitert?
Nein, bislang sind alle auf ecoligo angebotenen Projekte erfolgreich durch unsere Crowdinvestoren finanziert worden. Wir merken jedoch, dass sich das Fundraising etwas langwieriger gestaltet, wenn für mehrere großvolumige Projekte gleichzeitig die Finanzierung eingeworben werden soll.
Dank des anhaltenden Wachstums unserer Crowd und der Hinzunahme weiterer Finanzierungskanäle – wie z.B. institutionelle Investoren – sollte sich die Dauer des Fundsraisings künftig aber wieder reduzieren.
Warum bietet ihr Solaranlagen nur für Geschäftskunden – also B2B – und nicht auch für Privatkunden – sprich B2C – an?
Zwischen Privat- und Geschäftskunden besteht ein wesentlicher Unterschied und das ist das Risikoprofil. Denn während wir uns bei Unternehmenskunden anhand der letzten drei Jahresabschlüsse einen sehr guten Eindruck über die finanzielle Situation unseres künftigen Abnehmers machen können, besteht diese Möglichkeit bei Privathaushalten nicht.
Hinzu kommt, das oftmals gar nicht klar ist, wie viel Strom z.B. eine Dorfgemeinschaft überhaupt benötigt bzw. abnehmen kann, wenn wir im Bereich der ländlichen Elektrifizierung unterwegs sind. So zeigt sich in der Praxis, dass die in Entwicklungs- und Schwellenländern häufig zum Einsatz kommenden Mini-Grids, meistens zu groß dimensioniert sind und es sehr lange dauern kann, bis die vorhandenen Leistungskapazitäten letztlich auch tatsächlich genutzt werden.
Insgesamt finden wir die Elektrifizierung von Privathaushalten zwar super – gerade, weil hier der Impact so immens ist. Allerdings sind Investitionen in diesem Bereich auch deutlich risikobehafteter. Wir haben uns daher entschieden, uns auf Gewerbe- und Industriekunden zu konzentrieren, da hier das Risiko einfach überschaubarer und transparenter ist und wir unseren Investoren somit letztlich auch eine sicherere Geldanlage anbieten können.
Crowd
Wie groß ist Eure Crowd und wer ist Euer typischer Anleger?
Unsere Crowd umfasst inzwischen etwa 2.000 Investoren.
Was die Demographie anbetrifft, so sind unsere Crowdinvestoren zu 82% männlich und zu 18% weiblich. Interessant dabei ist, dass Männer im Durchschnitt häufiger, aber weniger (€1.100) und Frauen eher seltener, dafür jedoch mehr (€1.456) investieren.
Was wiederum die Altersgruppen anbelangt, so investieren am meisten die über 60-Jährigen. Das mag einen zunächst vielleicht erstaunen, macht aber letztlich doch Sinn. Denn sie sind nicht nur diejenigen, die oftmals über genügend Kapital verfügen, sondern auch diejenigen, die sich um ihre Nachwelt – also ihre Kinder und Enkelkinder – sorgen.
Hauptsächlich kategorisieren wir unsere Investoren aber nicht nach Geschlecht oder Alter, sondern nach deren Motivation, wobei wir grob 3 Gruppen unterscheiden:
- die Digital Natives, die besonders digital-affin und umweltbewusst unterwegs sind (durchschnittliche Investitionshöhe: €350 / durchschnittliche Portfoliogröße: €4.500),
- die Renewable Experts, die sich mit der Materie auskennen und häufig einen technischen Background haben (durchschnittliche Investitionshöhe: €2.000 / durchschnittliche Portfoliogröße: €15.000) und
- die Impact Investors, die gezielt nur in solche Projekte investieren, zu deren Branche oder Herkunftsland sie einen konkreten Bezug haben (durchschnittliche Investitionshöhe: €6.500 / durchschnittliche Portfoliogröße: €30.000).
Woher stammen Eure Investoren? Ist eine geografische Erweiterung geplant?
Alle unsere Crowdinvestoren stammen bislang aus Deutschland. Ab November 2021 werden wir dank dem neuen European Crowdfunding Service Provider Regime (ECSP) in ganz Europa aktiv sein.
Wie viel hat der größte Einzelinvestor investiert?
Der größte Einzelinvestor hat bisher €96.000 investiert.
Risiken
Warum gibt es eigentlich nicht für jede Projektfinanzierung eine eigene Emissionsgesellschaft in Deutschland?
Die Bündelung mehrerer Projekte in einer Emissionsgesellschaft macht für uns vor allem aus zwei Gründen Sinn:
- Diversifikation: Wenn mehrere Projekte in einer Emissionsgesellschaft gepoolt werden, sorgt dies insgesamt für ein geringeres Risiko, als wenn eine solche Gesellschaft nur von einem einzigen Projekt abhängig ist. Doch selbst wenn eines unserer Projekte scheitern sollte, müsste das restliche Portfolio nicht zwangsläufig angezapft werden. Stattdessen erwirtschaften unsere Projekte in der Regel genug, um einzelne Ausfälle kompensieren zu können. Zudem haben wir im Frühjahr unseren neuen Garantiefonds ins Leben gerufen, der bei etwaigen Zahlungsverzügen für die Tilgungs- und Zinszahlungen an unsere Crowdinvestoren aufkommt.
- Praktikabilität: Gerade bei kleineren Projekten im fünfstelligen Bereich der Investitionssumme lohnt sich eine eigene Emissionsgesellschaft oftmals nicht, da deren Administration, wie z.B. die Erstellung des Jahresabschlusses, hohe Kosten verursacht. Wir glauben jedoch, dass das Geld unserer Crowdinvestoren mehr Impact erzeugen kann, wenn es nicht bei Steuerberatern landet, sondern den Projekten selbst zugutekommt.
Wir glauben jedoch, dass das Geld unserer Crowdinvestoren mehr Impact erzeugen kann, wenn es nicht bei Steuerberatern landet, sondern den Projekten selbst zugutekommt.
Martin Baart, CEO von ecoligo
Weshalb unterscheidet sich die Laufzeit und Tilgungsstruktur der angebotenen Darlehen?
Zuallererst möchten wir unseren Anlegern ein breites Produktangebot sowohl aus kurz- und langläufigen Finanzierungen als auch aus annuitätisch und endfällig zu tilgenden Darlehen bieten.
Zudem strukturieren wir unsere Finanzierungen immer in Abhängigkeit von der Wirtschaftlichkeit des jeweiligen Projekts, wobei wir stets eine gute Debt-Service-Cover-Ratio anpeilen – was wiederum gewisse Restriktionen für die Finanzierungskonditionen mit sich bringt.
Und zu guter Letzt hat auch noch die BaFin ein Wörtchen mitzureden. Denn deren Regularien verbieten uns schlichtweg, gleiche Konditionen bei unterschiedlichen Projektfinanzierungen anzubieten, die über ein und dieselbe Emissionsgesellschaft abgewickelt werden.
Natürlich wäre es für uns schon aus Gründen der Transparenz und Nachvollziehbarkeit deutlich einfacher, wenn sich die Finanzierungskonditionen ausschließlich an festen Kriterien wie z.B. dem Länder- und Kunden-/Branchenrisiko festmachen würden. Die diesbezüglichen Ausgestaltungsmöglichkeiten liegen letztlich jedoch nicht gänzlich in unserer Hand.
Wir werden auch oft darauf aufmerksam gemacht, dass viele der Darlehen eine hohe Quote der endfälligen Tilgung haben, kombiniert mit der Frage: Besteht dann nicht ein hohes Refinanzierungsrisiko bzw. ist das ganze System ein Schneeballsystem? Dem ist natürlich nicht so. Zum einen gibt es ja immer einen Teil der annuitätisch getilgt wird. Daraus ergibt sich, dass sich die Höhe der Refinanzierung verringert. Dann haben wir die Möglichkeit das Projekt wieder über die Crowd zu finanzieren, oder aber institutionelle Investoren zu finden, oder aber der Kunde kauft das System ab.
Ist das ganze System ein Schneeballsystem? Dem ist natürlich nicht so!
Martin Baart, CEO von ecoligo
Es ist also kein Schneeballsystem – die Projekte erwirtschaften immer genug, um eine Finanzierung inklusive möglicher Refinanzierungen über die Vertragslaufzeit mit dem Kunden vor Ort zu stemmen. Die Projekte könnten durchaus so strukturiert werden, dass die Darlehen annuitätisch getilgt werden. Bei Vertragslaufzeiten von 20 Jahren auf Kundenseite müssten aber die Darlehen auch bis zu 20 Jahre laufen. Es ist nun aber eher so, dass die Crowdinvestoren ihr Geld lieber nach 5-7 Jahren zurückhaben wollen. Daher strukturieren wir eine endfällige Tilgung nach 5-7 Jahren und refinanzieren dann – jedoch immer so, dass bei Ende der Laufzeit mit dem Kunden auch die gesamte Darlehenssumme vollständig getilgt ist.
Warum auf ecoligo ausschließlich Nachrangdarlehen vergeben werden, haben wir bereits im letzten Interview geklärt. Seinerzeit ergab sich aus der Nachrangigkeit jedoch kein Nachteil für Eure Crowdinvestoren, da es bis dato noch keine vorrangig zu bedienenden Darlehensgeber gab. Ist dies nach wie vor der Fall?
Dies ist tatsächlich noch der Fall. Allerdings liegt die Betonung auf „noch“.
Denn ab 2021 planen wir institutionelle Investoren in die Projektfinanzierungen einzubeziehen, die dann im Falle von Schwierigkeiten als Erstes bedient werden müssten. Hierfür werden jedoch neue Emissionsgesellschaften gegründet und die Finanzierung über diese Gesellschaften abgewickelt, damit diese neue Struktur keinen Einfluss auf die Anleger in bereits finanzierten Projekten hat.
Unsere Anleger können sich jedoch wie bisher darauf verlassen, dass wir auch in Zukunft sehr transparent mit ihnen kommunizieren. Sollte also ein institutioneller Investor an einer Projektfinanzierung teilnehmen, wäre dies auf jeden Fall für jedermann klar ersichtlich.
Darüber hinaus würden wir natürlich auch das Zinsniveau entsprechend anpassen. Denn für ein höheres Risiko auf Anlegerseite würde selbstverständlich auch eine höhere Verzinsung fällig werden.
Wie geht ihr mit etwaigen politischen Risiken – wie z.B. Krieg, Enteignung, Konvertierungs- und Transferschwierigkeiten – um?
Selbstverständlich haben wir das politische Risiko schon von Beginn an auf dem Schirm. So existieren z.B. Instrumente der Bundesregierung, sich diesbezüglich abzusichern, was grundsätzlich auch für einige unserer Zielmärkte in Frage käme.
Allerdings werden wir künftig in Länder expandieren, deren wirtschaftliches und politisches Risiko eher geringer ist – z.B. Brasilien. Länder wie Mali, Tschad, Niger, Sudan oder Somalia stehen dagegen nicht auf unserer Agenda.
Darüber hinaus verfügen wir in vielen unserer Zielmärkte inzwischen über einen Vorteil. Denn dank unserer Größe haben wir uns inzwischen vielerorts zu einem relevanten Player entwickelt, der von der Politik wahrgenommen und wertgeschätzt wird.
Vielen Dank Martin für das wieder einmal unglaublich spannende Interview!
Solltest du dich nun auch für ein Investment über ecoligo entscheiden, würde ich mich freuen, wenn du hierfür meinen Affiliate Link* benutzen würdest.
Auf diese Weise erhalte ich eine kleine Provision, während du als Neukunde einen Bonus in Höhe von €30 mit meinem exklusiven Bonuscode junginrente30 nutzen kannst.
Danke für deine Aufmerksamkeit und weiterhin viel Erfolg beim Sparen, Investieren und frei sein!
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