Krisen… mir doch egal!

  • Lesedauer:21 min Lesezeit
  • Beitrags-Kategorie:Interview

COVID-19, Inflation, Zinswende, Rezession, geopolitische Spannungen und Krieg – die Welt war zuletzt beileibe nicht arm an Krisen.

Angesichts dieser Vielzahl an Krisenherden feiern Crash-Propheten wenig überraschend Hochkonjunktur.

Weshalb es trotz aller Krisen dennoch sinnvoll ist, sein Geld anzulegen, erklären Leandro Barulli und Peter Reubelt in ihrem gemeinsamen Finanzratgeber: Krisen… mir doch egal!

Ich hatte nun die Möglichkeit, mich mit den beiden Autoren im Rahmen eines ausführlichen Interviews auszutauschen.

Herausgekommen ist ein spannender Diskurs zu den Chancen und Risiken beim Vermögensbau.

Viel Spaß beim Interview!

Wichtiger Hinweis: Vorliegend handelt es sich um keine bezahlte Werbekooperation.

Krisen... mir doch egal!

Interview: „Krisen… mir doch egal!“

In Eurem gemeinsamen Finanzratgeber „Krisen… mir doch egal!“ befasst ihr Euch sehr eingehend mit dem Thema Risiko. Darf man Euch also getrost zum Lager der Crash-Propheten zählen?

Das müssen wir ganz klar verneinen.

Unser Ziel war es, dem Thema Geldanlage möglichst rational und wissenschaftlich fundiert zu begegnen.

Ganz im Gegensatz zu den gängigen Crash-Propheten arbeiten wir gänzlich ohne Prognosen und der medial gängigen „Marktschreierei“.

Unser Ansatz fußt auf dem generellen Prinzip, dass die Wirtschaft in Zyklen verläuft und daher Krisen einfach dazugehören.

Die Schwierigkeit liegt darin, dass wir zwar fest mit Börsen- und Wirtschaftskrisen rechnen müssen, wir allerdings nicht wissen, wann diese eintreten.

Uns geht es um das Prinzip „Vorsorge ist besser als Nachsorge“.

Daher sollte sich jeder Anleger möglichst vor der ersten Investition mit der unvermeidlichen Relation zwischen Risiko und Ertrag beschäftigen.

Wenn er dann ohne Sorgen auf sein Portfolio blicken kann, haben wir unser Ziel erreicht.

Ihr beide habt beruflich bedingt eingehende Erfahrung in der Betreuung sehr vermögender Privatanleger. Worin unterscheidet sich deren Mindset gegenüber dem Otto Normalbürger? 

Die Herangehensweise ist aus unserer Sicht gar nicht so verschieden: ein breit global gestreutes „Weltportfolio“ über mehrere Anlageklassen, Währungen, Regionen und Branchen hinweg.

Wo wir tatsächlich einen Unterschied feststellen können, ist das Mindset.

Vermögende Privatanleger setzen Ihr Vertrauen stärker in die Wirtschaft und in das Unternehmertum als in staatliche Zusagen (gesetzliche Rente, festes Einkommen).

Der langfristige und reale Erhalt des Vermögens unter dem angemessenen Eingehen von Risiken steht im Vordergrund, was überwiegend mit einer Investition in sog. Sachwerte einhergeht.

Um dieses Mindset auch allen Anlegern zur Verfügung zu stellen, haben wir unser Buch geschrieben. 


Ein weiterer Unterschied ist, dass die Erträge der vermögenden Privatanlegern ab einem gewissen Level einen größeren Beitrag zum Lebensunterhalt leisten als das reguläre Arbeitseinkommen.

Daher geht es primär darum, vermögensschädliche Fehler möglichst frühzeitig zu vermeiden. Genau aus diesem Grund nimmt eine fundierte Beratung für wohlhabende Kunden einen hohen Stellenwert ein, die dann auch ruhig etwas kosten darf.

Je höher das Vermögen ist, desto mehr Berater aus verschiedenen Kategorien werden involviert (Steuerberater, Rechtsanwalt, Vermögensverwalter, Immobilienberater, M&A Berater etc.).

Euer Ansatz ist offenkundig sehr wissenschaftsgetrieben. Gibt es demnach das optimale Portfolio für jedermann?

Generell gibt es das optimale Portfolio meist nur in der Theorie und nur mit dem Blick in den Rückspiegel.

In der Praxis gibt es Transaktionskosten sowie Steuern, die in die Anlageentscheidung einfließen müssen.

Allein aus diesen Aspekten verlieren viele theoretisch errechnete Portfolios das Attribut „optimal“ im Praxistest.

Zum anderen optimiert die Portfoliotheorie immer nach der Relation von Rendite zu Risiko und geht von der Grundannahme des sog. Homo Oeconomicus aus.

Folglich wird der Faktor Mensch hier aus der Gleichung genommen.

Jedoch sind es Emotionen, die uns Menschen ausmachen und nicht jede Entscheidung kann völlig rational erfolgen, vor allem wenn es um die Geldanlage geht.

Da die Zukunft zudem ungewiss ist, kann man sich dem theoretisch optimalen Portfolio mit dem Blick nach vorne im besten Fall lediglich annähern. 

Daher gilt für uns folgender Grundsatz: Wenn der Anleger auch in Krisenphasen gut schlafen kann, ist das Portfolio für ihn optimal.

Dabei ist es im ersten Schritt unerheblich, ob das Portfolio perfekt ist.

Viel wichtiger ist es, überhaupt mit einer Investition in den Aktienmarkt zu beginnen, anstatt sein gesamtes Vermögen auf dem Tagesgeldkonto liegen zu lassen.

Diversifikation ist Euch zufolge ein wesentlicher Schlüssel zum Anlageerfolg. Welche Assetklassen dürfen demnach in keinem Portfolio fehlen?

Das Diversifikationskonzept funktioniert am besten, wenn wir möglichst unkorrelierte Anlageklassen miteinander kombinieren.

Unkorreliert bedeutet ganz einfach, dass sich diese Anlageklassen möglichst gegensätzlich verhalten, was das Portfolio stabilisiert.

Ein Portfolio sollte dabei mindestens aus zwei Anlageklassen bestehen.

Aus der Renditeperspektive dürfen global gestreute Aktien nicht fehlen.

Da Aktien sehr risikoreich sind, bedarf es noch einen Gegenpol, welchen wir mit einer möglichst risikolosen Anlage abbilden.

Für die meisten Privatanleger ist hier das Tagesgeld zu nennen oder bei Bedarf kurzfristige Staatsanleihen höchster Bonität.

Beide Anlageklassen verhalten sich zumeist unabhängig voneinander. Letztendlich kommt es auf die Dosis an.

Möchte ich eine langfristig höhere Rendite und kann die Risiken gut einschätzen, so ist der risikolose Anteil geringer im Portfolio.

Möchte ich mehr Stabilität, so dreht sich die Relation um.

In Eurem Buch spielt Hedgefonds-Milliardär Ray Dalio eine zentrale Rolle. Was hat es damit auf sich?

Ray Dalio ist zweifellos einer der erfolgreichsten Investoren der Welt.

In den Medien liest man oft von seinen Erfolgen im Rahmen des Hedgefonds „Pure Alpha“, in welchem er gezielt Wetten eingeht.

Da wir allerdings für prognosefreies Investieren stehen, hat uns eher sein zweiter Fonds, der sog. „All-Weather“ Fonds interessiert.

Ray Dalio ist dafür bekannt, systematische makroökonomische Modelle aufzustellen, auf dessen Basis er strategische Entscheidungen für das Portfolio trifft.

Gerade der „All-Weather“ Ansatz basiert auf dem Prinzip der extremen Diversifikation und dem gezielten Management von Risiken mit dem Ziel, stabile Renditen über alle ökonomischen Zyklen zu erzielen.

Für unsere pensionierten Eltern waren wir beide auf der Suche nach einem konservativ ausgerichteten Portfolioansatz, der dennoch ein attraktives Chancenprofil aufweist und sind hier fündig geworden.

Da die exakte Portfoliozusammensetzung allerdings ein Geheimnis von Ray Dalio bleibt, haben wir uns eine eigene praktische Umsetzung des „All-Weather“ Portfolios überlegt und in unserem Buch beschrieben.

Müsst ihr Euch angesichts der sich rasant entwickelnden Inflation und des deutlich gestiegenen Zinsniveaus nun Gedanken um Eure Anlagestrategie machen?

Wenn wir isoliert auf die Anlagestrategie schauen, machen wir uns absolut keine Gedanken.

Durch eine breite Diversifikation über Länder, Branchen, Währungen und Anlageklassen hinweg, wird es immer einen Portfoliobestandteil geben, welcher im grünen Bereich liegt.

Genau darin liegt ja auch das Prinzip der Diversifikation.

Im Grunde genommen partizipieren wir durch Investitionen am Kapitalmarkt an den Erträgen der Weltwirtschaft, sprich an der Wertschöpfung der Unternehmen.

Eben diese geben die Inflation an den Konsumenten weiter und bezahlen zugleich höhere Zinsen an deren Fremdkapitalgeber.

Folglich spielt beides mittel- bis langfristig unter den oben genannten Bedingungen eine untergeordnete Rolle.

Neben dem Portfolio selbst, ist die vorangegangene Finanzplanung viel entscheidender.

Insbesondere Themen wie z.B. der Schuldenabbau, der Aufbau eines ausreichenden Sicherheitspolsters für schwierige Zeiten und vor allem der Anlagehorizont sind hier zu nennen.

Nur wenige Menschen setzen sich so intensiv mit dem Thema Geldanlage auseinander wie ihr. Wie legt ihr also Euer eigenes Kapital an?

Privat sind wir uns beide sehr ähnlich und verfolgen einen sog. Core-Satellite Ansatz.

Dabei bestehen über 80% des Core-Anteils genau wie im Buch beschrieben aus einem kostengünstigen und breit diversifizierten ETF Portfolio.

Da unser Anlagehorizont jenseits der 20 Jahre ist, haben wir diesen Teil komplett in Aktien investiert.

Im sog. Satellite probieren wir gerne die unterschiedlichsten Anlagethemen aus.

Das geht über Einzelaktien (vor allem sog. Small Caps / dt. Nebenwerte), Immobilien, P2P Kredite und Kryptowährungen.

Das liegt natürlich auch daran, dass wir uns gerne mit neuen Themen auseinandersetzen und diese dann auch gerne direkt in der Praxis ausprobieren.

Obwohl viele Menschen ihr Geld ebenfalls gerne gewinnbringend anlegen möchten, fehlt ihnen oftmals die Zeit oder schlichtweg das Interesse, sich eingehender mit dem Thema auseinanderzusetzen. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse aus Eurer täglichen Arbeit, um diesen den Einstieg zu erleichtern und sie vor den gravierendsten Anlagefehlern zu beschützen?

Zuerst einmal geht es darum zu verstehen, dass die Rendite einer langfristigen Aktienanlage mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit jedes Tages- oder Festgeldkonto um weiten schlägt.

Mit unserem Buch wollten wir das Thema Geldanlage auf der einen Seite leicht verständlich, auf der anderen Seite aber auch möglichst professionell aufbereiten und Anlegern so einen fundierten Einstieg ermöglichen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Youtubern oder Ratgebern kommen wir beide aus der Praxis und tragen nicht nur die Verantwortung für unsere eigenen Portfolios, sondern auch für diejenigen anderer.

Wer die Grundlagen verstanden hat und sich danach dennoch nicht selbständig tiefer mit dem Thema beschäftigen will, dem raten wir einen bankenunabhängigen Honorarberater und ab einem 6-stelligen Vermögen einen seriösen Vermögensverwalter zu konsultieren.

Deren Aufgabe ist es, Anlegern den Einstieg zu erleichtern und diese vor gravierenden Anlagefehlern zu schützen.

Leider gibt es hier auch sehr viele schwarze Schafe in der Branche.

Gerade um sich vor diesen zu schützen, sollte jeder Anleger in der Lage sein, die Arbeitsweise der Vermögensverwalter bewerten zu können.

Selbstentscheider kommen nicht umhin, sich eigenständig tiefer mit der Materie auseinanderzusetzen.

Das Wichtigste hier ist einfach anzufangen und Schritt für Schritt Erfahrungen insbesondere mit dem Aktienmarkt zu sammeln.

Die optimale Geldanlage gibt es ohnehin nur auf dem Papier und Perfektionismus ist hier meistens fehl am Platz.

Danke, Leandro, Danke, Peter, für dieses spannende Interview zu Eurem Finanzratgeber „Krisen… mir doch egal!“ und Eure transparenten und ausführlichen Antworten hierzu!


Autoren: Krisen… mir doch egal!

Krisen... mir doch egal! - Co-Autor: Leandro Barulli

Leandro Barulli

Leandro studierte Wirtschaft und Finanzen an der Universität Passau und ist seit mehreren Jahren hauptberuflich als Vermögensverwalter tätig. Dabei liegen seine Schwerpunkte auf der unabhängigen Betreuung großer Privat-, Unternehmens- und Stiftungsvermögen.

Peter Reubelt

Peter stieg nach seinem BWL-Studium an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg in die Vermögensverwaltung ein. Mittlerweile ist er für PwC in der Corporate Finance Beratung tätig und setzt sich dabei täglich mit komplexen Finanzmodellen auseinander.

Krisen... mir doch egal! - Co-Autor: Peter Reubelt

Buch: Krisen… mir doch egal!

Sollte das Interview mit Leandro Barulli und Peter Reubelt Euer Interesse geweckt haben, könnt ihr deren gemeinsamen Finanzratgeber Krisen… mir doch egal! unter anderem beim Online-Versandhändler Amazon käuflich erwerben.

Danke für deine Aufmerksamkeit und weiterhin viel Erfolg beim SparenInvestieren und frei sein!

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