Infrastruktur-Aktien mit Dividende: Ein Portfolio mit stabilem Cashflow

  • Lesedauer:5 Minuten zum Lesen
  • Beitrags-Kategorie:Finanzen

Unternehmen mit Burggraben für planbare Einnahmen

Von außen betrachtet ist es ein ziemlich unspektakuläres Portfolio: keine KI-Raketen, keine wilden Wachstumsfantasien, keine exotischen Small Caps. Stattdessen: Pipelines, Schienen, Strommasten. Und genau das ist der Punkt.

Zwar setze ich selbst seit einiger Zeit auf eine einfache 1-ETF-Lösung (SPDR MSCI ACWI IMI). Doch je länger ich mich mit Geldanlage beschäftige, desto mehr schätze ich Unternehmen, die verlässlich abliefern – finanziell wie operativ. Solche Titel mögen langweilig wirken, doch sie bieten oft genau das, was vielen Depots fehlt: stabilen, wachsenden Cashflow.

Aus diesem Gedanken heraus ist dieses kleine Gedankenexperiment entstanden: Wie sähe ein Portfolio aus, das ausschließlich auf Infrastrukturunternehmen mit breitem wirtschaftlichen Burggraben setzt? Unternehmen, deren Geschäftsmodell so grundlegend, so geschützt und so dauerhaft relevant ist, dass sie fast unvermeidbar erscheinen – selbst in Krisenzeiten.

Warren Buffett nennt solche Geschäftsmodelle:
„Easy to understand, difficult to compete with.“

Und tatsächlich: Wer sich unter den bekannten „Wide Moat“-Unternehmen umsieht, stößt auf erstaunlich viele Kandidaten mit monotonem Geschäftsmodell – aber beeindruckenden Zahlen.

Was dieses Portfolio auszeichnet

Im Zentrum stehen robuste Geschäftsmodelle mit planbaren Einnahmen – keine Spekulation, kein Hype, sondern Substanz. Typische Merkmale:

  • Hohe Eintrittsbarrieren, z. B. durch regulatorischen Schutz oder enormen Kapitalbedarf

  • Monopol- oder Oligopolstrukturen, oft gepaart mit langfristigen Verträgen

  • Verlässliche Dividendenhistorien, teils mit jahrzehntelangen Steigerungen

Ein gutes Beispiel: Union Pacific und Canadian National Railway – zwei nordamerikanische Güterbahnen, die auf Streckennetzen operieren, die faktisch nicht reproduzierbar sind. Neue Wettbewerber? Kaum denkbar. Ihre Dividenden wurden seit über 25 Jahren nicht gesenkt – im Gegenteil: Im letzten Jahr gab es erneut Steigerungen zwischen drei und fünf Prozent.

Sicherer Cashflow statt Spekulation

Mir geht es bei diesem Portfolio nicht darum, den Markt zu schlagen. Es geht darum, verlässliche Erträge zu generieren, die über die Jahre mitwachsen. Viele der Unternehmen im Portfolio erhöhen ihre Ausschüttung regelmäßig – und das in einem Tempo, das oft deutlich über der Inflation liegt.

Mit einer Startdividendenrendite von knapp 4 % und realistischem Dividendenwachstum kann der jährliche Cashflow über zehn Jahre deutlich ansteigen – auch ganz ohne Kursgewinne.

Natürlich gibt es Risiken: Steigende Zinsen könnten insbesondere REITs wie Realty Income oder American Tower unter Druck setzen. Auch die politische Lage bleibt angespannt – von Trumps Zollpolitik bis zu geopolitischen Krisenherden in Osteuropa und dem Nahen Osten. Doch gerade in solchen Phasen bewähren sich Unternehmen, deren Leistungen nicht nur „nice to have“, sondern unverzichtbar sind.

Infrastruktur als Burggraben-Investment

Was mir an Infrastruktur besonders gefällt, ist ihre Unvermeidbarkeit. Straßen, Stromnetze, Pipelines – das sind keine Modetrends, sondern Grundlagen unseres Alltags. Anders als bei Tech-Aktien oder Konsumgütern hängt die Nachfrage hier nicht vom Geschmack der Kunden oder vom neuesten Hype ab.

Viele Einnahmen sind sogar inflationsindexiert oder langfristig vertraglich garantiert. Während volatile Wachstumswerte nervenaufreibend schwanken, liefern Unternehmen aus dem Infrastruktursektor regelmäßig ihren Beitrag zum Cashflow – ruhig, effizient und verlässlich.

Die Zusammensetzung des Beispiel-Portfolios

Hier die Unternehmen, die ich für mein Infrastruktur-Dividendenportfolio ausgewählt habe:

UnternehmenSektorDividendenrenditeletzte Dividendenerhöhung
Union PacificEisenbahn2,3 %3 %
Canadian National RailwayEisenbahn2,5 %5 %
Realty IncomeImmobilien (REIT)5,6 %2 %
NextEra EnergyEnergieversorger3,2 %10 %
American TowerMobilfunk (REIT)3,1 %5 %
Brookfield Infrastructurediversifiziert4,1 %6 %
E.ONNetzbetreiber3,5%4 %
American Water WorksWasserversorgung2,4 %8 %
Transurban GroupMautstraßen4,6%4 %
EnbridgePipelinebetrieb6,1 %3 %

Oder einfach ein Infrastruktur-ETF?

Wem die Auswahl und Überwachung einzelner Aktien zu aufwendig ist, kann über einen Infrastruktur-ETF nachdenken. Ein Beispiel:

iShares Global Infrastructure UCITS ETF (ISIN: IE00B1FZS467)

  • Index: FTSE Global Core Infrastructure

  • Anzahl Titel: 264

  • Kostenquote: 0,65 % p. a.

  • Dividendenrendite: 2,2 %

Vorteile:

  • Breite Diversifikation nach Regionen und Branchen

  • Automatisches Rebalancing

  • Geringer Zeitaufwand

Nachteile:

  • Kein Fokus auf Wide-Moat-Unternehmen

  • geringere Dividendenrendite

  • ETF-Kosten schmälern langfristig Erträge

Wer auf Bequemlichkeit setzt, ist mit dem ETF gut bedient. Wer hingegen gezielt auf besonders robuste Unternehmen mit Burggraben und hoher Ausschüttungsqualität setzen möchte, könnte mit einem Einzelaktien-Portfolio langfristig besser fahren.

Fazit

Dieses Infrastruktur-Portfolio ersetzt kein global diversifiziertes ETF-Depot – aber es kann ein starkes, dividendenorientiertes Satelliten-Investment darstellen. Mit knapp 4 % Startdividende, solidem Wachstum und wirtschaftlich kaum angreifbaren Geschäftsmodellen erfüllt es genau das, was viele Anleger suchen: Stabilität, Planbarkeit und Cashflow.

Weiterführende Lektüre

Wer sich intensiver mit Dividendenstrategien und der Bewertung einzelner Aktien beschäftigen möchte, findet in Vermögensaufbau durch Aktien-Sparpläne* von Vitali Arnt (Finanzkroko) und Unternehmensbewertung & Kennzahlenanalyse* von Nicolas Schmidlin die passende Lektüre. Beide Bücher kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen – nicht nur für Einsteiger, sondern auch zur Vertiefung für Fortgeschrittene.

Über David

David (39) ist seit über 13 Jahren glücklich verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Der Diplom-Kaufmann arbeitet seit 2012 in einer großen Unternehmensberatung und wurde dort 2018 Prokurist. 2025 nimmt er ein Sabbatical, um sich seinen Herzensthemen zu widmen und neue Perspektiven zu gewinnen.

Seit 2017 berichtet er auf Jung in Rente über seinen Weg zur finanziellen Freiheit

2022 gründete er zudem die gemeinnützige Organisation Wilde Wälder, die er seither als Geschäftsführer leitet.

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