Die Deutschen gelten gemeinhin als Aktienmuffel.
Doch zuletzt hat die hiesige Aktienkultur einen merklichen Aufschwung erlebt.
Damit dieser Trend keine Eintagsfliege bleibt, habe ich mich zum Start einer neuen Interviewserie entschieden.
In dieser berichten bekannte und weniger bekannte Aktionäre über ihre Motivation, Geld an der Börse anzulegen.
Diesmal hatte ich die große Freude, mit Matthias einen langjährigen Twitter-Gefährten begrüßen zu dürfen, der mir auf dem Weg zur finanziellen Freiheit schon einiges voraus hat.
Viel Spaß also beim nächsten Aktienplausch auf Jung in Rente!
Mein Aktienplausch mit Matthias von getmad
Ich heiße Matthias, bin 1978 geboren und lebe im Schwarzwald, in der Nähe von Karlsruhe. Am liebsten höre ich Death Metal, fahre mit dem Mountainbike oder Gravel Rad durch die Wälder und dachte mal, 360.000 Euro würden mir reichen, um den Job an den Nagel zu hängen. Aktuell steht das Depot bei 750.000 Euro und ich weiß noch nicht so recht, wie es nun weiter gehen soll… mit dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest.
Matthias, wieso gehörst du zu den 17,5 Prozent der Deutschen, die in Aktien investieren?
Wenn ich schnell das Land verlassen muss, was ja immer mal sein kann, kann man das Wohnklo (EFH) so schlecht mitnehmen.
Du hast seit 2013 über eine halbe Millionen Euro an der Börse investiert. Wie hast du es geschafft, derart viel Geld zu sparen?
Ich brauch kaum mehr als 1500 Euro im Monat, verdiene ganz gut und habe noch Nebeneinkünfte (mein SEO Tool, ab und zu mal ein Dev Job).
Da mein einziges teures Laster Fahrräder sind, bleibt zwangsläufig viel auf dem Giro liegen.
Auch wenn es sich doof anhört, ich wüsste gar nicht was ich alles kaufen sollte, um die Kohle rauszuhauen, da ich irgendwann auch gemerkt habe, das mehr Zeugs besitzen mich eher unglücklich macht.
Wenn du ein 10 Jahre altes Auto hast, regst du dich nicht auf, wenn du nen neuen Kratzer findest oder es dreckig ist, bei nem Neufahrzeug aber dann doch.
Dein Depot besteht aus fast 100 Einzelaktien. Warum hast du dich nicht gleich für einen ETF entschieden?
ETFs sind mir zu abstrakt.
Wenn ich z.B. an ner Baustelle vorbei laufe und dort steht eine Caterpillar Raupe, kann ich direkt sagen, die Aktie habe ich im Depot.
Wenn ne Firma so richtig den Bach runter geht. spürst du das auf eine andere Weise als in einem ETF, natürlich auch umgekehrt.
Irgendwie mag ich diesen direkten Bezug zu einer Einzelaktie.
Ich halte aber für die meisten Menschen, welche sich nicht viel mit Aktien beschäftigen wollen, ETFs für eine sinnvolle und gute Geldanlage, gerade in Kombi mit nem Sparplan.
Du setzt fast ausschließlich auf ausschüttungsstarke Unternehmen. Woher stammt deine Vorliebe für Dividenden-Aktien?
Cashflow.
Eigentlich will ich keine Aktie in meinem Depot je wieder verkaufen.
Nicht mal zum Teil.
Der Gedanke war aber, wie bekomme ich trotzdem Geld um meine monatlichen Kosten zu bestreiten und das möglichst passiv.
Da fällt die Wahl dann auf Dividenden-Aktien.
Besonders mag ich da Firmen, die seit Jahren regelmäßig ihre Ausschüttungen steigern.
Dann hast du gleich den Inflationsausgleich mit drin.
Ich habe auch mit Bonds und P2P Krediten rumexperimentiert, aber bei Aktien fühle ich mich am wohlsten.
Dein Portfolio generiert inzwischen mehr als €2.000 Dividenden im Monat. Fühlst du dich damit finanziell frei?
Auf dem Papier bin ichs wohl.
Aber dann kommen diverse andere Gedanken ins Spiel.
Was ist wenn ein Crash kommt, ist das was ich mir da aufgebaut habe auch kugelsicher, was ist, wenn meine Ausgaben steigen, wie alt werde ich usw.
Allerdings hat das Geld diverse witzige Nebeneffekte, meinen Chefs und Vorgesetzten sage ich unverblümt die Meinung (konstruktiv), da es mir egal ist, ob sie mich vor die Tür setzen.
Man wird freier gegenüber Leuten, von welchen man monetär abhängig ist.
Es fühlt sich auch gut an, dass ich quasi immer eine noch so lange Auszeit nehmen könnte, ohne daran zu denken, ob das finanziell machbar ist.
Was sind deine favorisierten Quellen (Bücher, Zeitungen, Blogs, Social-Media-Kanäle usw.), um informierte Investitionsentscheidungen zu treffen?
Tatsächlich kommen fast alle Entscheidungen über Blogs zustande.
Ich kann mich an keine Aktie erinnern, wo ich nicht zumindest durch nen Blogartikel inspiriert wurde.
Da kann ich natürlich auch deinen Blog nennen, oder Ben von divantis.
Bevor es eure Blogs gab, habe ich viel und oft den Jason Fieber gelesen (damals auf seinem alten Blog Dividendmantra, heute MrFreeAt33).
Der hat mich wirklich stark beeinflusst.
Früher habe ich auch viele Bücher über Börse und Aktien gelesen.
Aber ich lerne nicht gut aus Büchern.
Ich bin der totale Try And Error Typ.
Welchen Ratschlag würdest du Börsenanfängern aufgrund deiner langjährigen Erfahrung mit auf den Weg geben?
Auf jeden Fall erst mal: loslegen.
Klein anfangen (mit verschmerzbaren Beträgen) und sich mit der Materie 2-3 Jahre vertraut machen.
Schauen was es mit einem macht, wenn mal was 50% im Minus steht und dann immer wieder nachjustieren.
Fehler gehören dazu und ich habe in 20 Jahren sicher 100.000 Euro Lehrgeld bezahlt.
Im Jahr 2000 wäre ich froh gewesen, wenn es FinBlogger gegeben hätte, die so viele kostenlose Tipps und Infos über ihre Strategien zur Verfügung stellen.
Das sollte man nutzen, es hätte mir viel Geld gespart.
Dann eine Strategie finden, die zu einem passt, mit der man sich wohlfühlt und die funktioniert.
Es spielt keine Rolle, ob man den Vergleichsindex immer schlägt, sondern eher darum, das man zu nem Marathon angetreten ist und den gewinnt man nur durch Konsistenz, Disziplin und Ausdauer.
Besten Dank für deine offenen Worte, Matthias!
Wenn Euch das Interview mit Matthias gefallen hat und ihr mehr von ihm erfahren wollt, folgt ihm unbedingt auch auf einem seiner Social Media-Kanäle:
- Blog: www.getmad.de
- Twitter: @42blue
Aktienplausch mit anderen Aktionären
Dich interessiert, was andere Aktionäre motiviert, ihr Geld an der Börse anzulegen.
Dann wirf gerne auch einen Blick in meine weiteren Interviews:
Danke für deine Aufmerksamkeit und weiterhin viel Erfolg beim Sparen, Investieren und frei sein!
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Ich trau mich kaum es zu sagen aber ich hab erstmal eine ganze weile gesucht wo ich den link zum podcast oder den player finde um mit das Interview *anhören* zu können 🙂
Schön das ich nicht der einzige bin mit so viel Einzeltitel!
Moin Thomas,
da bist du nicht der einzige 😉
Tatsächlich haben schon mehrere Leserinnen und Leser zunächst nach einer Podcast-Aufnahme gesucht… Wäre sicherlich noch eine Idee für die Zukunft!
Lieben Gruß
David